Momentan wächst der Gentech-Weizen noch in der Vegetationshalle. Giacomo Pfeiffer

Widerstand gegen Gentech-Weizen

23. April 2013

Biologen an der Uni Zürich experimentieren mit gentechnisch verändertem Weizen. Jetzt sind Freilandversuche geplant. Das gefällt nicht allen.

Das Institut für Pflanzenbiologie der Universität Zürich will gentechnisch veränderten Weizen im Freiland testen (siehe Kasten). Ende Januar wurde ein Bewilligungsgesuch beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) eingereicht. Der Entschluss soll im Juni fallen.

Gabriel Meier, dem Vorsitzenden der Fraktion kritische Politik (kriPo) im Studierendenrat, gefällt das Vorhaben nicht. Neben nicht ausreichend kontrollierbaren Risiken bei Freilandversuchen seien auch die dafür notwendigen Kosten viel zu hoch. Zuspruch bekommt Meier von Marianne Künzle, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace. Sie betont, dass momentan gar keine Nachfrage für Gentechpflanzen bestehe.

Forschungsleiter und Pflanzenbiologe Beat Keller sieht das anders. Weltweit seien auf 82 Prozent der Anbauflächen für Baumwolle Gentechpflanzen zugelassen. «Folglich sind auch die meisten unserer T-Shirts gentechnisch verändert», erklärt Keller. Es sei deshalb wichtig, das Thema nicht einfach abzutun.

Politischer Widerstand

Die kriPo stellte im März dieses Jahres im StuRa den Antrag, dass an der Uni Zürich auf jegliche Gentechnikversuche verzichtet werden solle. Die Fraktion sprach sich insbesondere gegen die Freilandversuche aus, da deren Schäden für die Natur endgültig wären und nicht wieder rückgängig gemacht werden könnten.

Agneta Braun, Präsidentin des Fachvereins Biologie (BiUZ), bewertete den Antrag als unbegründet. Sie könne verantwortungsvolle Forschung im Einklang mit den rechtlichen Bestimmungen zum Tier- und Menschenschutz gewährleisten, auch bei Freilandversuchen. Deshalb sprach sie sich auch klar dagegen aus, wegen wenig erforschter Risiken die Arbeit der Biologie einzugrenzen. Zudem kritisierte Agneta, dass die kriPo vor ihrem Antrag nicht das Gespräch mit dem BiUZ suchte. Aus ihrer Sicht mangelt es der kriPo schlicht an genügend biologischem Verständnis.

Diese Kritik hat die kriPo ernst genommen. Sie zog ihren Antrag vorübergehend zurück und suchte das Gespräch mit dem BiUZ. Nichtsdestotrotz wird die kriPo an einer StuRa-Sitzung Ende April versuchen, ihr Anliegen durchzubringen und damit Gentechnikversuche von der Uni zu verbannen.

Gentechnik an der Uni Zürich

Pflanzenbiologe Beat Keller und seine Forschungsgruppe der Uni Zürich untersuchen seit Jahren Pilz-Krankheiten. Um Weizen resistent gegen die Pilzkrankheit Mehltau zu machen, führten sie gentechnische Veränderungen am Weizen durch. Nach erfolgreichen Versuchen in einer Vegetationshalle soll nun das Verhalten des Weizens im Freiland getestet werden. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) prüft zur Zeit einen entsprechenden Antrag. Gibt es grünes Licht, soll ab April 2014 der erste Weizen auf einem Feld bei Reckenholz in Zürich-Affoltern gesät werden. Für die Forschungen stellt die Forschungsanstalt Agroscope einen Hektar Feld zur Verfügung.