Die Hälfte der Studierenden und Doktorierenden zahlt 12 solidarische Franken pro Jahr. Tamara Aepli

Uni unterstützt weniger Studierende

Verschärfte Kriterien: Nur noch wenige Studierende erhalten Unterstützung aus Solidaritätsbeiträgen. Der Stipendienrat erwägt, das Reglement zu lockern.

23. April 2013

Die Universität Zürich bewilligt immer weniger Gesuche um Darlehen. Auf das Geld der «Darlehenskasse der Studentenschaft» haben Studierende Anspruch, welche ihr Studium ohne finanzielle Unterstützung nicht bewältigen können. 2004 unterstützte die Darlehenskasse noch 95 Studierende, im vergangenen Jahr waren es gerade mal noch 10 Studierende, die an der Uni Zürich gute Leistungen erbrachten, alle ihre finanziellen Quellen ausgeschöpft hatten – und somit Anspruch auf ein Darlehen hatten.

Brigitte Ortega, Leiterin der Beratungsstelle Studienfinanzierung, welche über die Anträge entscheidet, erklärt: «Die Zahlen sind rückläufig, weil die Studierenden lieber mit Stipendien als mit Darlehen unterstützt werden sollten, um einer langfristigen Verschuldung vorzubeugen.» Es sei nämlich keineswegs gewährleistet, dass man nach einem abgeschlossenen Hochschulstudium ein hohes Einkommen erziele, meint Ortega. Die Zahl der Stipendien, welche der Kanton jährlich verteilt, war allerdings in den letzten Jahren ebenfalls rückläufig.

Verschärftes Stipendienreglement

Ähnlich stark gesunken sind auch die bewilligten Anträge beim «Solidaritätsfonds für ausländische Studierende in Zürich», welcher ausländische Studierende unterstützt, die vom staatlichen Stipendienangebot ausgeschlossen sind. Vor knapp zehn Jahren erhielten 57 Studierende Beiträge aus dem Solidaritätsfond. Nach der Bologna-Reform stieg die Anzahl sprunghaft an, denn durch die Schaffung der Masterstudiengänge kamen sehr viele ausländische Masterstudierende an die Uni Zürich: 2008 unterstützte der Solidaritätsfond bereits 152 ausländische Studierende. «Die Ausgaben überstiegen plötzlich die Einnahmen deutlich», kommentiert Pascal Felber, Geschäftsführer des Solidaritätsfonds, diese Entwicklung. «Deshalb mussten wir das Stipendienreglement der neuen Situation anpassen.» Neu konnten nur noch Bachelorstudierende einen Antrag an den Solidaritätsfond stellen. Die Zahl der bewilligten Anträge fiel so 2012 auf 36.

Sowohl der Solidaritätsfonds als auch die Darlehenskasse stehen offenbar unter finanziellem Druck. Beide Kassen werden durch Beiträge der Studierenden und Doktorierenden finanziert. Jedes Semester entscheiden sie sich bei der Immatrikulation, ob sie «Freiwillige Semesterbeiträge» zahlen wollen. Diese fakultativen Beiträge kommen mit 7 Franken der Darlehenskasse und mit 5 Franken dem Solidaritätsfonds zugute. Im letzten Semester haben sich von insgesamt 24'615 Studierenden und Doktorierenden 11'608 für einen Beitrag in die Darlehenskasse und 11'299 für den Solidaritätsfonds entschieden.

Für Pascal Felber ist der Zuspruch «gut, so wie er zur Zeit ist». Die rückläufige Zahl der bewilligten Gesuche passt hingegen nicht allen. Zur Zeit diskutiert der Stiftungsrat des Solidaritätsfonds, das Reglement wieder zu lockern. Damit könnten zukünftig wieder mehr Studis von der Solidarität ihrer Mitstudierenden profitieren.