Stehen die Dozierenden der Uni bald vor leeren Rängen? Theo Zierock

Präsenz ist nicht Pflicht

Wer im Seminar fehlt, muss nicht mehr mit Konsequenzen rechnen. Die Uni will nun verhindern, dass die Hörsäle leer bleiben.

23. April 2013

Die Präsenzpflicht wurde schon zahlreichen Studierenden zum Verhängnis. In vielen Veranstaltungen der Philosophischen Fakultät gilt: Mehr als dreimal fehlen ist verboten. Gerade für Studierende, die nebenbei arbeiten, um sich das Studium zu finanzieren, führt das immer wieder zu Problemen.

Dieser Praxis fehlt allerdings eine rechtliche Grundlage, wie eine Anfrage der Bildungspolitischen Kommission (BiKo) des Studierendenrates (StuRa) beim Dekanat der Philosophischen Fakultät ergeben hat: «Eine übergeordnete, rechtliche Regelung gibt es an der Philosophischen Fakultät nicht», schreibt das Dekanat in einem Schreiben an den StuRa, das der ZS vorliegt. Man könne die Präsenz der Studierenden zwar erwarten, aber «nicht rechtsverbindlich einfordern».

Das Ende der Präsenzliste

Können Studierende also so oft «schwänzen», wie sie möchten? Davon rät der Studiendekan Peter Schulthess ab. Aber auch er weiss, dass er es niemandem verbieten kann: «Die Studierenden müssen eigentlich nur für die Prüfung oder ein Referat innerhalb des Kurses anwesend sein.» Dies bedeutet, dass Studierende, die ein Modul nicht bestehen, weil sie mehr als dreimal gefehlt haben, dagegen erfolgreich rekurrieren können. Einen solchen Präzedenzfall gab es an der Philosophischen Fakultät bisher nicht.

Darauf will es Claudia Zey, die Vorsteherin des Historischen Seminars (HS), nicht ankommen lassen. «Für uns ist es klar, dass die Studierenden in die Veranstaltungen kommen, da ihre Teilnahme für einen guten Leistungsausweis unerlässlich ist.» Mit der neuen Studienordnung werden am HS Vorlesungsprüfungen am Ende des Semesters eingeführt. Auch andere Institute der Philosophischen Fakultät führen ähnliche Leistungsnachweise ein.

Ginge es nach Julian Renninger, Präsident der BiKo, müssten die Veranstaltungen besser werden, damit die Studierenden regelmässig kommen. «Diejenigen, die nicht mitmachen wollen, dürfen gern zuhause bleiben. Es würde die Qualität steigern, wenn nur die motivierten Studierenden teilnähmen», sagt Renninger. So einfach will es Zey den Studierenden aber nicht machen: «Manchmal muss man sie ein wenig zwingen. Der Appetit kommt oft beim Essen.» Ausserdem findet sie es enorm wichtig, dass die Studierenden zur Uni kommen und sich da untereinander austauschen. Trotzdem: Zeys Vertrauen in die Studierenden ist gross. Sie ist überzeugt, dass auch in Zukunft viele Studierende in die Veranstaltungen kommen werden, auch wenn sie nicht dazu verpflichtet sind.

Die Tage der Präsenzliste sind wohl gezählt. «Wir werden auf unserer Homepage klar kommunizieren, dass es keine Präsenzpflicht mehr gibt. Die Dozierenden werden dafür in ihren Veranstaltungen mitteilen, welche Anforderungen es für die Teilnahme gibt», sagt Zey. Und auch der Studiendekan Schulthess stellt klar: «Die Präsenzpflicht werden wir auch in Zukunft nicht im Universitätsrecht verankern.»