Impressionen aus der Baracke der Autonomen Schule am Güterbahnhof in Zürich. Giacomo Pfeiffer

Mehr als eine Schule

Die Autonome Schule Zürich (ASZ) sucht neue Räume. Im Studiparlament wurde heftig darüber debattiert, ob das uns etwas angeht. Die ZS hat sich in der ASZ umgesehen.

21. März 2013

«Der Teller ist noch warm », sagt ein junger Mann und fragt, ob ich von der Studierendenzeitung bin, während er mir einen Teller mit Reis und Gemüse in die Hand drückt.

Als ich in die ASZ komme, um für die ZS herauszufinden, was die Autonome Schule Zürich für ein Projekt ist, stehen Leute im Gang, rauchen am Fenster oder essen gerade noch ihre Teller leer. Die Atmosphäre ist aufgeschlossen und familiär – neue Gesichter ist man sich hier gewohnt.

Nach dem gemeinsamen Kochen und Essen finden an diesem Mittwoch Deutsch- und Mathematikstunden statt. Deutschunterricht für Migranten ist ein zentrales Angebot der Schule.

Der Unterricht wird in der Gruppe bewältigt und von Migranten, die bereits gut Deutsch sprechen, oder von Schweizer Aktivisten der ASZ angeboten. Ahmad, der bereits kurz nach der Gründung der Schule 2008 mit einem eigenen Pantomime-Projekt zur ASZ gestossen ist, nimmt selber noch immer am Unterricht teil. Er hilft neuen Schülern sich zurechtzufinden, gibt selber auch Unterricht und beteiligt sich an anderen Kunst- und Theaterprojekten der Schule.

Reaktion auf eine Verschärfung

«Die Autonome Schule ist eine Platz gegen Rassismus und Repression», sagt Abed, der die Schule seit vier Jahren besucht. Entstanden ist die ASZ nach der Besetzung der Predigerkirche im Zürcher Niederdorf im Dezember 2008. Die Besetzung der Kirche durch Sans-Papiers und Aktivisten war eine Protestaktion gegen die bis heute immer schärfer werdenden Asylgesetze.

Als Reaktion auf die prekäre Situation im Asylbereich kam die Idee auf, eine Schule zu gründen, die Deutschkurse anbietet, um Migranten mit schlechten Sprachkenntnissen zu helfen sich zu organisieren und z.B. ein Härtefallgesuch zu stellen. Nach dem aktuellen Asylgesetz ist die Härtefallregelung eine letzte Möglichkeit, für Menschen ohne Aufenthaltsbewilligung doch noch zu einem Bleiberecht zu kommen.

Als eine Voraussetzung dafür, müssen die Migranten aber Deutsch lernen, was in vielen Gemeinden nicht angeboten wird, oder nur zu Preisen, die sie sich nicht leisten können. Mittlerweile hat sich die Schule, die sich bis heute aus Spenden finanziert, aber zu einem breiteren Projekt entwickelt, das über Deutschkurse hinausgeht. Eine Kunstausstellung und ein Solidaritäts-Brunch stehen für die nächste Zeit auf dem Programm.

Kein karitatives Projekt – aber eines das die Uni etwas angeht

«Die ASZ ist kein karitatives, sondern ein politische Projekt», sagt Malte, der hier Deutsch unterrichtet. Denn statt staatliche Integrationspolitik mit privaten Mitteln zu betreiben, trägt die Organisation zur Selbstorganisation der Migranten bei. Ihnen soll die Möglichkeit geboten werden, sich selber für ihre Rechte einzusetzen.