Das Schauspielhaus wehrt sich gegen Fritten in der Nachbarschaft. Marco Rosasco

Duell: McSchauspielhaus

Der amerikanische Fastfood-Riese will sich neben dem Schauspielhaus einmieten. Die einen findens super. Anderen ists ein Graus.

21. März 2013

Dafür

Der Kulturpolizei stehen die Haare zu Berge! Da engagiert man internationale Grössen wie David Chipperfield, um in Zürich auch endlich ein richtiges Museumsquartier auf die Beine zu stellen: dezent, zwinglianisch, seriös. Doch dann kommt einmal mehr Onkel Kulturbanause aus Übersee und mietet sich, frei nach Markt und Laune, im Pfauen ein. Die Theaterreaktionäre störts, Kantischüler und hungrige ZS-Redaktoren freuts! Natürlich tritt auch sofort der Tuena auf den Plan und macht sich die Elitefeindlichkeit für seine niederen Zwecke zunutze. Wenn er mit etwas Recht hat, dann damit, dass sich das Schauspielhaus mit seiner Unterschriftensammlerei vor allem ins eigene Fleisch schneidet: Der Kampf für eine frittenfreie Kulturhochburg enthüllt nämlich nur die Länge des Stocks, den die Kulturautisten im Arsch haben.

Oder steckt hinter dieser Aufwiegelei gar Bindella, der befürchtet, dass den Zürchern am Ende die zehnte Mc-Filiale besser schmeckt als sein siebter Pseudo-Tschingg?

Gewiss wäre es aus kulinarischer und ethischer Sicht wünschenswerter, wenn der Heimplatz mit einem Genossenschaftsresti à la Zähringer bereichert würde. Doch die Gesellschaft lebt von Gegensätzen. Und wer weiss, vielleicht zieht die Kulturpolizei zum dialektischen Ende gar die Stöcke aus ihrem Allerwertesten und schlägt damit imperialistische Scheiben bei den Nachbarn ein?

Dagegen

Der arme Heimplatz. Als einer der wichtigsten Knotenpunkte Zentralzürichs führt er zusammen, was in anderen Städten wohl für immer getrennt bleiben wird: perlenbehangene Frührentnerinnen aus Hottingen, die Intelligenzija vom Hochschulquartier sowie die Altstadtromantiker, die im Niederdorf ein Kämmerlein anmieten. Am Heimplatz verschwinden die Differenzen. Einträchtig wird am Pfauen Stücken von Welt gelauscht, vis-à-vis laden Werke von Chagall zum Sinnieren ein.

Doch eine der letzten Bastionen im Zentrum, die sich erfolgreich gegen den US-Konsumismus gewehrt haben, kriegt übel riechenden Besuch. Der Konzern mit dem grossen gelben M, Meister der globalen Gleichmacher, will sich im Ostflügel des Pfauen einnisten. Immerhin werden sie die Miete bezahlen können, ist doch jeder neue McDo eine fahl ausgeleuchtete Geldmaschine.

Doch mal im Ernst: Wer will schon nach einem anregenden Theaterabend noch in den komplett aus Plastik gefertigten Tempel der unmoralischen Fleischverwertung? Nur um von den im ewig gleichen Öl gesottenen Buletten und McGugus das Kotzen zu kriegen? Bitte, liebe Stadt Zürich, lieber noch zehn Hafenkräne am Limmatquai statt den 155. Mc in der Schweiz!