Will nach dem Publizistik-Bachelor im Modelbusiness Gas geben: Dominique Rinderknecht. Catherine Eisendle

Auf ein Rivella mit der Miss-Kandidatin

Publizistik-Studentin Dominique hält sich für die Schönste im Land. Mit der ZS sprach sie über Emanzipation und ihren Job bei Avenir Suisse.

21. März 2013

Warum will eine Akademikerin Miss Schweiz werden? – «Warum nicht?» Es ist Dienstagnachmittag. In der Studi­kneipe «bQm» unter der Polyterrasse gönnen sich die Ersten einen Pitcher Bier. Die Musik ist wie üblich zu laut. Dominique Rinderknecht sitzt am Fenster und trinkt einen Schluck Rivella blau. Ihrer entwaffnenden Gegenfrage fügt sie hinzu: «Modeln hat mir schon immer Spass gemacht.» Im Sommer hat sie ihren Bachelor. «Jetzt will ich Gas geben», sagt die Publizistikstudentin, die als Nebenfächer Wirtschaft und Politik belegt, und strahlt.

Als ihre Kandidatur bekannt wurde, befürchtete sie negative Kommentare und Neidgefühle. Doch ihre Mitstudierenden überhäuften sie schliesslich mit Glückwünschen.

Die Miss-Schweiz-Organisation behandelt ihre Kandidatinnen jetzt schon wie A-Prominenz. Zahlreiche Mails, Anrufe und SMS blieben unbeantwortet, bevor die ZS den Kontakt zur potentiellen Miss bekam. Dominique macht sich keine Sorgen, auf ihr Aussehen reduziert zu werden. Bei Auftritten habe man auch die Möglichkeit, seine Persönlichkeit zu zeigen. «Das ist essentiell», sagt sie.

Emanzipierte Kandidatin

Unter Akademikerinnen ist die Miss-Wahl umstritten. Die feministische Historikerin Tove Soiland zum Beispiel findet den Wettbewerb problematisch, weil er Glamour als Leitbild für junge Frauen propagiere. Darauf angesprochen, ob sich die Miss-Wahl mit der Emanzipation der Frauen vertrage, antwortet Dominique in zackigem Zürcher Dialekt: «Die Misswahl propagiert kein veraltetes Frauenbild!» So mancher Mann wünsche sich, er wäre so erfolgreich wie Melanie Winiger. Sie selbst sei eine emanzipierte Frau, habe aber auch altmodische Seiten. So träume sie beispielsweise von einer kitschigen Hochzeit. Aber wenn ein Partner gleich viel arbeitet wie der andere, sehe sie keinen Grund, warum der Mann weniger oft den Putzlappen in die Hand nehmen sollte. Ausser, er zahle mehr Miete.

Seit zwei Jahren arbeitet Dominique bei Avenir Suisse. Die Denkfabrik sei «der Hammer». Sie teilt meist die wirtschaftsliberale Sicht ihres Arbeitgebers: «Viele junge Menschen weichen, sobald sie etwas Geld haben, von linken Positionen ab und merken, dass liberale Perspektiven ihre Interessen besser schützen.» Aber Dominique ist nicht immer auf Linie. Zum Beispiel punkto Immobilienpolitik. Schliesslich sei sie als Studentin auf günstigen Wohnraum angewiesen.

Im Kleinen die Welt verbessern

Dominique weiss, dass sie die Welt auch als Miss nicht verändern könnte. Es komme aber auf die kleinen Dinge an: «Ich entsorge die Batterien korrekt, der Umwelt zuliebe.» Im bQm herrscht mittlerweile viel Betrieb. Ein junger Mann im Fellparka tippt Dominique auf die Schulter. Plaudernd folgt sie ihrem Bekannten an die Bar und lässt die nächste Vorlesung sausen. Am 8. Juni entscheidet sich, ob Dominique zur schönsten Schweizerin gewählt wird.