Zwietracht statt Einigkeit? Rangeleien überschatten die Gründung des VSUZH. Samuel Nussbaum

Streit im Studierendenrat

Der VSUZH ist da. Das ist nicht selbstverständlich. Rekurse und Meinungsverschiedenheiten hätten ihm um ein Haar den Garaus gemacht.

19. November 2012

Ab nächstem Semester sind alle Studierenden automatisch Mitglied des VSUZH (Verband der Studierenden der Uni Zürich). Es sei denn, sie deaktivieren das entsprechende Kästchen bei der Semestereinschreibung. Von Seiten des Verbandes wird kräftig dagegen geworben. Dass es überhaupt so weit kommen würde, war aber lange unklar: Streitereien und Mobbingvorwürfe überschatteten diesen Sommer die Ratsarbeit.

Das Budget 2012 konnte noch immer nicht abgenommen werden. Grund dafür ist ein Rekurs vom Vertreter des Fachvereins der Rechtswissenschaften (FV Jus), Alessandro Minuscoli. Dieser beklagte, die Vorstandsassistentin, Lucja Bernhart, bekomme ungerechtfertigt eine Weiterbildung bezahlt: «Lucja ist von der Uni angestellt, also müssen Weiterbildungen auch auf Uni-Ebene bewilligt werden.» Mit dieser Ansicht stand er alleine da. Die GPK hiess den Rekurs dennoch gut. Die Weiterbildung für Bernhart ist gestrichen, die Stimmung im Rat auf dem Tiefpunkt.

Wer bekommt das Geld des VSUZH?

«Ich bin Alessandro sicher nicht böse», meint Bernhart heute lachend. «Es ist einfach schade, wie miteinander gesprochen wurde.» Ein Verdikt, dem vom Präsidium bis zum frischen Ratsmitglied viele zustimmen. So motiviert alle Beteiligten sind, so weit auseinander liegen die Haltungen. Nicht nur das Budget war umstritten, auch die Statuten wären beinahe gescheitert. Im Sommer 2007 war zwischen den Fachvereinen und dem Studierendenrat (StuRa), die Vorgängerorganisation des VSUZH, ein Vertrag abgeschlossen worden. Darin steht klar geschrieben, dass ein zukünftiger Studierendenverband in den ersten Jahren seines Bestehens kein Geld von Dritten annehmen darf.

Moritz Schmid vom FV Jus fühlte sich übergangen: «Es wurde über die Köpfe der Fachvereine hinweg entschieden.» Er rekurrierte gegen die Statuten. Plötzlich stand dem Vorstand das Wasser bis zum Hals. Ohne verabschiedete Statuten auch kein VSUZH. Ein externer Anwalt sowie die GPK konnten die Sache rechtzeitig klären, und die Statuten sind nun hinterlegt, ohne Sponsoringverbot. Hat der FV Jus Angst, dass ihm der VSUZH seine Sponsoren abspenstig macht? «Es ging mir vor allem darum, dass sich die Ratsmitglieder an die Spielregeln halten», sagt Schmid, «gerade weil die Studierenden in Zukunft die Finanzen bereitstellen werden». Co-Präsident Hensel meint, dass alle am gleichen Strick ziehen sollten: «Wir wollen schliesslich die Interessen aller Studierenden vertreten.» Minuscoli ist anderer Meinung: «Meine Fraktion steht primär für die Jus-Studis ein.»

In den nächsten Monaten wird hitzig diskutiert, wenn es darum geht, die Beiträge der Studierenden (12 Franken/Person) zwischen dem VSUZH und den Fachvereinen aufzuteilen. Während Schmid mindestens sechzig Prozent des Budgets für die Fachvereine beansprucht, hört man vom Vorstand weit niedrigere Zahlen. Es ist zu hoffen, dass die Ratsmitglieder aus den sommerlichen Reibereien gelernt haben.