Die tote Sprache lebt weiter
Die Latinumspflicht bleibt in gewissen Fächern der Philosophischen Fakultät bestehen. Dies passt nicht allen.
Die ganze Aufregung war umsonst. Die Fakultätsversammlung hat entschieden, das Lateinobligatorium an der Uni Zürich für die Fächer Philosophie, Anglistik und Mittelalterarchäologie beizubehalten. Zuvor hatten verschiedene Studierendengruppen Unterschriften für den Fortbestand des Obligatoriums gesammelt. Sie haben ihr Ziel erreicht.
Doch eindeutig waren die Resultate nicht. Das Philosophische Seminar stimmte an der Fakultätsversammlung, an der neben allen Professoren auch der Mittelbau, die Studierenden und Privatdozierenden mit ingesamt sieben Stimmen vertreten sind, mit 45 zu 31 Stimmen für eine Beibehaltung des Obligatoriums (bei 10 Enthaltungen). Ähnlich fiel das Resultat am Englischen Seminar (43 zu 35 bei 9 Enthaltungen) und im Kunsthistorischen Institut (46 zu 32 bei 16 Enthaltungen) aus.
Die Verlierer
Die Professoren, welche die Abschaffung gefordert hatten, wollten in erster Linie die Studiengänge für Masterstudierende attraktiver machen. Sie argumentierten, dass die Beibehaltung des Lateinobligatoriums einer wichtigen Errungenschaft der Bologna-Reform entgegen stehe: Den Studierenden soll der Wechsel zwischen Studienfächern und Universitäten erleichtert werden.
Eine dieser Studierenden ist Laura (22). Die Anglistikstudentin möchte Lehrerin werden und verbrachte deshalb die letzten neun Monate in Flagstaff im US-Bundestaat Arizona – der Aufenthalt in einem englischsprachigen Land ist Bedingung, um das Höhere Lehramt machen zu können. Laura hatte gehofft, dass sie nach ihrer Rückkehr ohne Latinum in das Masterstudium übertreten kann. Doch daraus wird vorerst nichts, und so studiert sie noch ein bis zwei weitere Semester im Bachelor, um das Latinum nachzuholen.
Andere hält das Lateinobligatorium sogar davon ab, in Zürich zu studieren. Sandra (18) ist momentan noch im Gymnasium. Sie möchte Germanistik studieren. Doch sie wird sich dafür wohl eine andere Uni suchen müssen. «Schade, ich hätte gerne in meiner Heimatstadt studiert», sagt die Gymnasiastin.