Reart the Urban. zvg

Was nützt Kunst der Gesellschaft?

Der reART:theURBAN Kongress widmete sich drei Tage der Frage: Was ist der Nutzen und wie funktioniert Kunst in modernen, städtischen Gesellschaften?

30. Oktober 2012

Letzte Woche fand während drei Tagen die interdisziplinäre Konferenz reART:theURBAN statt. Im Rahmen der Veranstaltung gab es an der Gessnerallee Zürich vom 25. bis 27. Oktober Vorträge, Diskussionen und Interventionen. Architekten, Künstlerinnen, Theoretiker, Praktiker sprachen vor und mit dem Publikum über die Entwicklung der urbanen Gesellschaft und der Stadt.

Die interdisziplinär und international angelegte Konferenz stiess auf reges Interesse. Die ausverkaufte Gessneralle wurde zum Kontrast zu den ersten Bauten der Europaallee – ein bunter und innovativer Raum für urbane Kultur.

Theorie und Praxis

Ziel des Kongresses war, den Nutzen und die Funktion von unterschiedlichen, künstlerischen Ausdrucksformen in der Gesellschaft zu diskutieren. Dazu wählten die Veranstalter, Trans4mator und das Team des Forschungsprojekts Re/Occupation vom Institut für Theorie Zürcher Hochschule der Künste, verschiedene Formen des Austausches, die Theorie und Praxis in reflektierter Weise zusammenbringen sollten. An zwölf «panels» behandelten Referenten aus unterschiedlichen Disziplinen die Frage, wie der urbane Raum hergestellt, genutzt und produktiv gemacht werden soll. Offenen Debatten und Diskussionen fanden an den «table talks» statt, an denen die Teilnehmer mit den Referenten zusammenkamen. Zudem wurden 18 «workshops» und «interventions» angeboten.

Die urbane Gesellschaft im Fokus

An der Konferenz wurde viel Wissen weitergegeben und einiges Wissen produziert. Die interdisziplinäre Ausrichtung ermöglichte – zumindest stellenweise – ein Aufbrechen der sonst meist stark im Diskurs verhafteten Sprache und machte zudem die Notwendigkeit deutlich, Kunst nicht nur als Theorie, sondern auch als Praxis in die Stadt einzubeziehen. Kunst soll und kann in jeder Form nicht nur dekorativ, sondern gestaltend in den urbanen Raum eingreifen – dies scheint die zentrale Festestellung der Konferenz zu sein.

Gestaltend Eingreifen

Dabei bewegte sich die Konferenz entlang der in den letzten Jahren neu erprobten Grenzen künstlerischer Disziplinen. Design, Raumplanung, Städtebau, Urban Art und Interventions steckten das Feld ab, in dem sich der grosse Teil der Diskussionen und Aktionen stattfand. Diese Disziplinen entstanden am Rand des herkömmlichen Kunstkanons und erweitern den Kunstbegriff räumlich und inhaltlich um neue Felder des kreativen Arbeitens und Denkens. Kunst ist dabei in erster Linie als bewusste und reflektierte Gestaltung zu verstehen. Und der Massstab reicht vom «tag», der Unterschrift eines Streetart Künstlers, bis zur konzeptionellen und Architektonischen Gestaltung ganzer Metropolen, wie Tokyo oder Hamburg. Dieser weite Kunstbegriff greift Mitten in das Leben, den Raum und die Politik der Stadt ein.

Den Schlusspunkt des Kongresses machte der Vortrag des slovenischen Philosophen Slavoj Zizek, der – fast altmodisch – über Poesie referierte und verdeutlichte, dass auch Sprache in die Kultur eingreift, und der Sprachraum wie der urbane Raum bewusst und reflektiert gestaltet werden muss, um nicht brach, karg und repressiv zu werden.