«Es braucht organisatorische Lösungen», sagt Pascal Bachmann von den Informatikdiensten. Patrice Siegrist

Das lange Warten

Seit Jahren ärgern sich viele Studierende über die Modulbuchung. Bessere Modelle sind bekannt, doch die Unileitung bewegt sich nur langsam.

20. September 2012

Der Modulbuchungsfrust nimmt kein Ende. Auch dieses Jahr sassen am 20. August frühmorgens wieder tausende Studierende vor ihren Rechnern. Sie hatten nur ein Ziel: ihre Module zu buchen.

Doch wie jedes Semester waren die Server der Uni Zürich hoffnungslos überlastet, schon bevor es überhaupt los ging. Die Modulbuchung, welche nur wenige Minuten dauern müsste, wurde erneut zum Marathonlauf. Bis am Nachmittag hatten nur wenige Erfolg. Der grosse Rest kämpfte mit Fehlermeldungen. Viele Studierende sind frustriert. Der Tenor unter ihnen ist eindeutig: Entweder technisch oder organisatorisch muss etwas geändert werden.

Technik ist ausgeschöpft

Technisch ist nichts mehr zu machen. Pascal Bachmann, «Chief Information Officer» des Informatikdienstes der Uni Zürich, versichert, dass sowohl die Hardware als auch die Software in den letzten Jahren aufgestockt und optimiert worden seien. Wobei Software-Optimierungen um ein Vielfaches effizienter seien, als zusätzliche Hardware bereit zu stellen. «Mehr geht nicht. Auch nicht, wenn die Uni zwei Millionen für neue Server sprechen würde», sagt Bachmann.

Dafür ist die Belastung für die Server einfach zu gross. Die Uni Zürich hat 26'370 Studierende, allein die Philosophische Fakultät zählt weit über 12'000. Damit die Server nicht gleich abstürzen, wurde die Anzahl der Nutzer, welche gleichzeitig auf das Modulbuchungssystem zugreifen können, auf ein paar Hundert beschränkt. Für Pascal Bachmann ist klar: Nur organisatorische Änderungen können das Problem lösen. Die Informatikdienste wären bereit dafür.

Würde in diesem Herbst ein Entscheid gefällt, könnte je nach den konkret beschlossenen Massnahmen ein deutlich verbessertes Modulbuchungssystem bereits im Herbstsemester 2013 bereit stehen, sagt Bachmann. Bisher konnten sich die Unileitung und die Fakultäten aber noch zu keiner Lösung durchringen. «Es müssen sehr viele Interessen berücksichtigt werden und schlussendlich ist es auch ein

politischer Entscheid», sagt Bachmann. Trotzdem bleibt er optimistisch: «Ich bin zuversichtlich, dass es bis zum Herbst 2013 gelingen wird, eine praktikable Lösung zu finden.»

Absurdes Politikum

Eine Lösung für das Problem der Serverüberlastung wäre eine Staffelung der Modulbuchungsstarts. Und tatsächlich: Die Philosophische Fakultät hat dies der Unileitung schon mehrfach vorgeschlagen. Dieser Vorschlag wurde aber laut Peter Schulthess, Studiendekan der Philosophischen Fakultät, bisher nicht berücksichtigt.

Ein Grund dafür ist nicht in Erfahrung zu bringen. Otfried Jarren, Prorektor der Geistes- und Sozialwissenschaften, blieb der ZS bis zum Redaktionsschluss eine Antwort auf diese Frage schuldig. Er verweist auf den Artikel «Warum mit Wartezeiten zu rechnen ist», welcher im Vorfeld der Modulbuchung von der Uni veröffentlicht wurde: «Die Problematik ist den zuständigen Stellen der Uni Zürich bekannt. Auf unserer Webseite finden Sie dazu auch aktuelle Informationen. Im Rahmen eines Projekts wird nach tragfähigen und nachhaltigen Lösungen gesucht.»

Andere Unis ohne Probleme

Dieser Artikel präsentiert aber keine langfristigen Lösungsvorschläge, sondern ist vielmehr eine Rechtfertigung der Universitätsleitung und der Philosophischen Fakultät.

Dabei gäbe es Lösungsansätze. Grössere Unis wie beispielsweise die Uni Wien (87'715 Studierende) oder die Uni Hamburg (40'080 Studierende) haben diesem System schon lange abgeschworen. Sie arbeiten entweder mit einem Punktesystem (Wien) oder mit Wartelisten (Hamburg). In Wien setzt man Punkte auf gewünschte Module und drückt somit seine Prioritäten oder Wünsche aus. Der Zeitpunkt der Buchung spielt bei beiden Systemen keine Rolle.

In Hamburg besteht ein System, welches auf der Nachfrage basiert. Alle Studierenden können ihre gewünschten Module buchen. Die einzelnen Institute bestimmen dann, nach selbst festgelegten Kriterien, wer eine definitive

Buchung erhält und wer auf die Warteliste kommt. Dies erlaube auch eine bessere Raumplanung und variablere Seminargrössen.

So bleibt die Uni Zürich im deutschsprachigen Raum die einzige Universität, welche mit Serverüberlastungen bei der Modulbuchung zu kämpfen hat, weil sie als einzige an der First-Come-First-Served-Logik festhält.

Neues System ab Herbst 2013?

Ob sich daran in naher Zukunft etwas ändern wird, bleibt offen. Wenn es nach der Prorektorin der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften Andrea Schenker-Wicki geht, sollte bereits im Herbstsemester 2013 ein verbessertes Modulbuchungssystem vorliegen, wie sie auf Anfrage bestätigt: «Ja, wir wollen und werden etwas unternehmen, aber über die Details haben wir uns noch nicht ausgesprochen.» Doch im oben zitierten Artikel auf der Webseite der Uni Zürich zeichnet der Autor ein ganz anderes Bild: «Hoffnungen auf einen definitiven Befreiungsschlag in nächster Zeit möchte Otfried Jarren, Prorektor Geistes- und Sozialwissenschaften, aber nicht wecken.» So bleibt den Studierenden bloss das Warten. Das Warten beim Buchen ihrer Module und darauf, dass sich die Unileitung zu einem Entscheid durchringt.