Der Rhetorikexperte Thomas Skipwith. zvg

«Bildliche Sprache ist der Schlüssel zu den Köpfen»

Der Rhetorik-Profi Thomas Skipwith erklärt, wie man die Mitstudierenden wachhält und ein Mädchen richtig anspricht.

20. September 2012

Thomas Skipwith, Sie sind Präsident des Rhetorikklubs Mutschellen. Was macht man da?

Man trifft sich alle zwei Wochen am Abend. Dann trägt jeder etwas vor: Eine vorbereitete Präsentation, eine Rede aus dem Stegreif. Später kriegt jeder ein Feedback. Ziel ist, die rhetorischen Fähigkeiten zu verbessern.

Eine Selbsthilfegruppe für Kommunikationsgestörte also?

Wenn Sie es negativ ausdrücken wollen. Klar, wir haben Personen im Klub, die kommunikativ noch nicht sehr versiert sind. Man könnte es aber auch anders ausdrücken: Personen, die an ihrem Auftreten noch Verbesserungspotential sehen, schliessen sich zum Training zusammen.

Wieso ist Rhetorik so wichtig?

Weils einfach schade ist, wenn ein tolles Projekt mässig rüberkommt, weil es schlecht präsentiert wird. Zu jedem guten Produkt gehört eine gute Vermarktung.

Was sind die Grundregeln für einen guten Vortrag?

Am wichtigsten ist die Einstellung: Wenn ich nicht für ein Thema brenne, kann ich kein Feuer im Gegenüber entfachen. Zudem ist die Vorbereitung die halbe Miete. Wichtig ist, sich am Publikum zu orientieren. Am Parteitag muss ich anders auftreten als im Germanistik-Seminar.

Leicht gesagt, aber ich mache mir trotzdem noch vor jedem Vortrag in die Hosen.

Dann treten Sie einem Rhetorikklub bei! Es gibt dort einige Studenten. Und Angst vor einem Blackout muss keiner haben: Jeder, der dort ist, will sich verbessern. Übung macht den Meister. Und: Wer rastet, der rostet. Selbst ich als Profi lerne bei jeder Sitzung dazu.

Sie mögen offenbar Redewendungen. Soll ich ein paar in meinen nächsten Vortrag einbauen?

Unbedingt! Bildliche Sprache ist der Schlüssel zu den Köpfen der Zuhörer. Welches ist das meistverkaufte Buch der Welt?

Die Bibel.

Genau. Weil diese es schafft, in den Köpfen der Menschen Bilder zu malen. Und an die erinnern sie sich.

Soll ich auch Witze reissen?

Das ist eine schwierige Disziplin. Sie müssen gut einstudiert und ans Publikum angepasst sein. Zuhörer könnten sich betupft fühlen. Ausserdem muss der Witz zum Thema passen, sonst gelingt er bestimmt nicht.

Und wenn ich mal eine Pointe verhaue?

Lernen Sie daraus, das passiert den Besten mal.

Wie mache ich an der Uni ein schönes Mädchen/einen schönen Typen an?

Mein Rezept ist die 3-Sekunden-Regel: Wenn ich jemanden interessant finde, muss ich ihn innerhalb der ersten drei Sekunden ansprechen. Sonst mache ich mir nur Gedanken darüber, was alles schief gehen könnte. Spontane Gespräche sind ausserdem oft die besten. Zweite Regel: Die erste Regel garantiert keinen hundertprozentigen Erfolg, also nicht den Mut verlieren.

Ein letzter Tipp?

Bei Gruppenarbeiten stellt sich oft die Frage des Präsentierens, viele haben Angst davor. Wieso meldet sich keiner freiwillig? Meist muss er weniger zur eigentlichen Arbeit beitragen, zudem kann er Präsentieren üben. Aber Achtung: Die Präsentation selbst braucht auch Vorbereitung, das kann kein Freipass sein.

Thomas Skipwith (43) ist selbstständiger Rhetorikcoach, Mitglied des Rhetorikclubs Zürich und Präsident des Rhetorikclubs Mutschellen.

Die Universität Zürich bietet unter www.rhetorikforum.uzh.ch Rhetorik-Kurse an.