Die Zahl auf dem Einzahlungsschein der Studiengebühren wird immer grösser. Andrea Cattani

Wenn das Studieren teurer wird

Zürich erhöht ab dem Frühjahressemester 2013 die Semestergebühren. Studierende in anderen Schweizer Städten zahlen schon länger teilweise massiv mehr – und finden das in Ordnung.

21. August 2012

Der Aufschrei war gross. Im vergangenen Februar wurde bekannt, dass die Studiengebühren an der Uni Zürich ab dem nächsten Frühjahressemester 720 Franken statt 640 betragen. Die Zürcher Studierenden fühlten sich hintergangen und gingen zahlreich auf die Strasse.

Über diese Empörung wundern sich Studierende an andere Unis bloss. Sarah (22 Jahre) studiert Jus an der Uni Bern. Dafür bezahlt sie seit Beginn dieses Jahres 805 Franken. Sie findet das vollkommen in Ordnung: «Ich bin immer noch einverstanden mit der Höhe der Beiträge, da das Preis-Leistungsverhältnis nach wie vor stimmt.» Sarah arbeitet teilzeit bei einem Beratungsunternehmen. Doch das alleine reiche dafür noch nicht aus, gibt sie zu: Sarah wird von ihren Eltern noch zusätzlich unterstützt.

Doch auf ein solches Umfeld können nicht alle Studierenden zählen, betont Dominik Fitze, Kommunikationsverantwortlicher der StudentInnenschaft der Uni Bern (SUB): «Für Familien mit mehreren Kindern an der Uni oder an einer Fachhochschule stellen sich immer grössere Hürden beim Zugang zu den Hochschulen.» Fitze befürchtet, dass sich deshalb aus finanziellen Gründen mehr junge Menschen gegen ein Hochschulstudium entscheiden. «Bei unserer Auffangvorrichtung für Studierende in finanzieller Notlage beschäftigen uns immer wieder solche Fälle. Bereits jetzt leidet das Studium derer, welche ihren Lebensunterhalt selber verdienen müssen.»

4000 Franken pro Jahr

Die höchsten Gebühren bezahlen die Studierenden südlich des Gotthards an der Università della Svizzera italiana (USI) in Lugano. Wer hier studiert, weiss, dass die Höhe der Studiengebühren kein Thema sein darf. Schweizer Studierende bezahlen im Jahr einen Beitrag von 4000 Franken, Ausländer gar das Doppelte. Charlotte (23 Jahre) studiert Kommunkationswissenschaften in Lugano. Sie ist sich der Problematik der hohen Gebühren bewusst. Auch sie hat sich für ein Studium an der USI entschieden, obwohl der gleiche Studiengang an einer anderen Uni zu tieferen Semestergebühren angeboten würde. «Die Höhe der Gebühren war für mich nicht entscheidend bei der Wahl der Uni. Der gute Ruf und die Nähe der Hochschule hat mich überzeugt.» Dennoch: Auch Charlotte kann ihr Studium nur mit Unterstützung ihrer Eltern finanzieren. Sie ist sich diesem Privileg bewusst: «Ich kenne selber Leute, welche sich ihr Studium mit Krediten der Bank finanzieren müssen und die stets darauf achten, wie viel Geld sie noch zur Verfügung haben.»

Semestergebühren als Grundsatzfrage

Die Universität in Lugano ist ein extremes Beispiel für hohe Semestergebühren in der Schweiz. Doch sie zeigt, dass es genügend Studierende gibt, die bereit sind, Beiträge in dieser Höhe zu bezahlen. Für Manuela Hugentobler vom Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) ist die Erhebung von Semesterbeiträgen deshalb grundsätzlich problematisch, «da sie private Hochschulbildungsfinanzierung darstellen. Hochschulbildung ist jedoch ein öffentliches Gut, dass substantiell mit öffentlichen Geldern finanziert werden muss.» Hugentobler sieht im Anheben der Studiengebühren auch eine Verstärkung des finanziellen Drucks auf finanziell schlechter gestellte Personen.

Die Erhöhung der Semestergebühren fällt in Zürich vergleichsweise moderat aus. Auch mit den zukünftig fälligen 720 Franken pro Semester ist die Universität Zürich noch weit entfernt von anderen Hochschulen in Bern oder St. Gallen. Für die meisten Studierenden in Zürich wird diese Erhöhung keine markanten Veränderungen mit sich bringen. Wer sich sein Studium aber vollumfänglich selber finanzieren muss, wird die Mehrkosten neu einkalkulieren und wohl noch mehr Arbeit neben dem Campus-Alltag in Kauf nehmen müssen. Wie gut sich das vereinbaren lässt, wird sich zeigen.