Synchronhüpfen im Kondi des ASVZ. zvg

Feuchte Stunden unter der Polyterrasse

Der ASVZ schliesst für die Sommerpause die Tore der Polyterrasse. Ein Rückblick auf verschwitzte Stunden – einsam oder gemeinsam.

10. Juli 2012

Es kracht, knacks und schmerzt höllisch – mein Rücken fühlt sich an als wäre er aus morschem Holz. Am Ende des Semesters, mitten in der Prüfungszeit, macht sich bemerkbar, was man das Semester über versäumt hat: Regelmässig Sport treiben. Die ersten Wochen noch hochmotiviert, lässt der Elan meist schnell nach. Die Quittung erhält man eben dann, wenn man es am wenigsten Gebrauchen kann – kurz vor den Prüfungen. Und dabei lägen Mittel und Wege dem entgegenzuwirken so nahe.

Kondi, immer und für jeden und jede

Die wohl beliebteste Freizeitbeschäftigung aller gesunder und fleissiger StudentInnen ist das «Kondi». In allernächster Uni Nähe wird es jeden Mittag, jeden Abend, unter der Woche und am Wochenende angeboten. Auf der Stufe normal halten auch die älteren Herren – wohl durch neonfarbene Turnhosen unkenntlich gemachte Professoren – mit. Etwas anspruchsvoller ist dann Kondi/Stretching. Die Supersportlichen kommen bei der hardcore Version, dem Super Kondi «Body Attack», auf ihre Kosten. Und das beste daran: Es ist absolut simpel. Man muss nicht denken, nichts selber einstellen, nur hingehen und fitter werden.

Je schlimmer der Rücken schmerzt, desto unvermeidlicher scheint das «Super» im Trainingsprogramm. Daher hatte ich mir letztes Semester den Olymp unter den verschiedenen Kondis, das Super Kondi, vorgenommen. Mit diesem Vorhaben war ich nicht allein, das Super Kondi am Abend ist stets ein Massenauflauf allererster Güte. Das Super Kondi um 18.00 ist sozusagen die Spitze, nein, die Krone des institutionalisierten Massensports.

Die Panik vor der Masse

Mitten in einer markenbepackten Masse stehe ich in der riesigen Halle bereit und warte auf die Technotakte, die alsbald das Tempo meiner Bewegungen diktieren sollen. Fit zur Verbesserung der Volksgesundheit steigen muskulöse Instruktoren auf das Podest in der Mitte und sobald sie die ersten Anweisungen ins Mikrofon rufen, beginnt das Training.

Unvermeidlich überkommt einem beim ersten Besuch die Angst vor der homogenen Masse. Die sich im Gleichschritt bewegende Menge erinnert an eine Mischung aus Streetparade und Foucaults Analyse über die Disziplinierung der Körper. Intuitiv möchte man, gleich Oskar Matzerath, unter die Tribüne fliehen und mit der eigenen Trommel den Takt verändern; vielleicht etwas verlangsamen, um sich nochmals zu überlegen, worauf man sich gerade eingelassen hat.

Die anfänglichen Bedenken sind jedoch schnell vergessen, unter all der Hitze und der Konzentration auf das Einhalten der richtigen Bewegungsabläufe – damit ich nicht aus der Reihe tanze. Bald ist es, als würde eine sportuniformierte, schwitzende Masse mit mir «heil, heil, heil - meinen Rücken» keuchen.

Flucht auf statt unter die Tribüne

Um nicht in antifaschistische Paranoia verfallen, überlege ich, mich einem der Tanz- oder Kampfsportkursen anzuschliessen. Damit kann man seinen Rücken ja ebenfalls stärken. In weiser Selbsterkenntnis muss ich mir jedoch eingestehen, dass ich es kaum schaffen werde, mich jede Woche am selben Termin für den Sport aufzuraffen.

Statt mich im Grasschen Stil unter die Bühne zu verkriechen, entscheide ich, mich auf der Tribüne ob den Sporthallen auf den Ausdauergerätschaften auszutoben. Radeln oder Sprinten in der Höhe kann man ganz für sich allein. Das heitere Treiben der Kondimasse lenkt einen dabei von der eigenen Atemlosigkeit ab und wird zur vergnüglichen Unterhaltung. Aus dieser Perspektive stellt sich sodann auch eine gewisse Erleichterung gegenüber dem anfänglichen Unbehagen im Kondi ein. Die Vogelperspektive entlarvt die Masse als doch recht unkoordinierten Haufen hüpfender Individuen.

Ob allein also oder in der Masse – Hauptsache mein Rücken übersteht die nächste Lernphase. Denn soviel ist zumindest sicher, ohne Schmerzen hat man einen freien Kopf zu denken, was man will.

Das Sport Center Polyterrasse hat vom 9.7. 2012 – 5.8. 2012 geschlossen. Andere Anlagen des ASVZ, z.B. das Sport Center Irchel, haben während dieser Zeit geöffnet.