Ace trainiert für das Openair St. Gallen in der Studenten-WG. Im Hintergrund das Plakat von Penelope Cruz, das die drei Hardcore-Openairgänger im letzten Jahr aus dem Sittertobel mitgebracht haben. Florian Schoop

Drei Tage Delirium

Ein Reporter der ZS verfolgt am OpenAir St. Gallen während drei Tagen eine Gruppe durchgeknallter Festivalbesucher im Dauerrausch.

7. Juni 2012

Sie sind eine dieser wilden, saufenden Gruppen, die tagelang über das Gelände mäandrieren. Windy, Iron und Ace, die sich nur bei ihren Spitznamen nennen, gehen jedes Jahr ans OpenAir St. Gallen. Die Tickets kaufen sie sich schon Monate vorher. Ihre Treue für das Festival hat mit Musik aber wenig zu tun.

«Es passieren die unglaublichsten Sachen»

Die drei Studenten sind gut vorbereitet. Sie sind im Besitz der begehrten Nachtschwärmer-Tickets, die schon seit mehreren Monaten ausverkauft sind. Mit diesen darf man schon am Vorabend auf's Gelände. So können sie ein attraktives Lager für sich und ihre später kommenden Freunde reservieren. «An unserem Zeltplatz verweilen knapp dreissig Personen. Da muss man schon einiges an Plachen mitnehmen, um genügend Platz zu ergattern», meint Windy. Doch warum gerade das OpenAir St. Gallen? «Dort herrscht einfach ein unbeschreibliches Feeling. Es passieren die unglaublichsten Sachen!», antwortet Ace. Das Line-up scheint ihnen weniger wichtig zu sein. «Wir gehen nicht wegen der Musik. Wir gehen wegen den Leuten. Die sind hier immer super!», meint Iron. «Ich weiss nicht einmal, wer dieses Jahr alles kommt.» Das Programm kann sich dennoch sehen lassen. Da wären zum Beispiel der bereits letztes Jahr angekündigte Headliner Die Toten Hosen, der Technogigant Paul Kalkbrenner oder die belgischen Indie-Rocker dEUS, um nur einige zu nennen.

Mit Penelope Cruz im Pavillon

Wie viele Festivalbesucher, die in grossen Gruppen das Openair besuchen, legen auch Ace, Windy und Iron Wert auf einen auffallenden Zeltplatz. «Letztes Jahr verzierten wir unsere Pavillons mit Werbeplakaten von Penelope Cruz drauf. Wir waren tagelang gelähmt vor Geilheit!», schwärmt Ace. Was sie sich dieses Jahr ausgedacht haben, wollen die drei noch nicht verraten. «Es bleibt unser groteskes Geheimnis», orakelt Iron.

Dass sie heuer drei Tage lang von einem Reporter verfolgt werden, bereitet ihnen keine Sorge. «So haben wir wenigstens ein paar Qualitätsfotos, die wir dann später unseren Kindern zeigen können», witzelt Windy. Die Vorfreude der drei Studenten ist riesig. Dass am traditionsreichen OpenAir St. Gallen auch noch Bands spielen, ist für sie nebensächlich.

Das OpenAir St. Gallen — 28. Juni bis 1. Juli 2012

Lineup

Das OpenAir St. Gallen 2012 ist restlos ausverkauft.