Die Selbstzensur half nichts. Der Sicherheitsdienst entfernte das umstrittene «Uni von unten»-Plakat am Donnerstagabend .

«Uni von unten» – not welcome?

Die Auseinandersetzung rund um den Auftritt der IWF-Direktorin Lagarde an der Uni fordert erste Opfer – die bewilligten Plakate von «Uni von unten».

27. April 2012

«Uni von unten» ist sauer. «Unsere Stellwände am Haupteingang der Uni, auf denen wir über den Internationalen Währungsfonds (IWF) und das Schweizerische Institut für Auslandsforschung (SIAF) informierten, wurden durch den universitären Sicherheitsdienst mutwillig zerstört», schreiben die Aktivisten in einer Mitteilung. Weiter sei auch Material der Gruppe Kritische Politik (kriPo) und «unsereuni» entsorgt worden.

Für «Uni von unten» ist die Aktion ein Einschnitt in die Meinungsfreiheit: «Dass die Universitätsleitung unter Meinungsfreiheit vor allem die Meinung der Herrschenden, versteht, hat sich somit auch heute wieder gezeigt», schreiben sie.

Tschümperlin fühlt sich getäuscht

Der Leiter des Rektoratsdienstes Thomas Tschümperlin sieht das anders. Er bestätigt zwar, dass er die Stellwände entfernen liess, von zerstören könne aber nicht die Rede sein. Im Gegenteil: die Plakate seien mit einem Japanmesser (Cutter) «äusserst sorgsam» abgenommen und den Zuständigen zurückgegeben worden.

Tschümperlin bestätigt auch, dass eine Bewilligung für die Stellwände vorlag. Doch im Antragsformular sei er getäuscht worden. Dort habe die kriPo detailliert beschrieben, über was sie informieren möchte. Im Zentrum stehe eine Filmserie, welche die kriPo durchführe. «Rund Zweidrittel des Formulars handelten von den Filmvorführungen und nur in einem kleinen Teil schreibt die kriPo, dass auch über den IWF informiert werden soll», sagt Tschümperlin.

Als Tschümperlin die Stellwände am Donnerstagmorgen besuchte, habe er gesehen, dass nur einseitig gegen den IWF und das SIAF informiert werde. Das wollte er so nicht tolerieren und suchte das Gespräch mit den Verantwortlichen. Er bat sie, dies zu ändern. «Wir wollen nicht, dass in der Halle des Haupteingangs gegen eine Veranstaltung mobilisiert wird», sagt Tschümperlin. Er betont, dass er es als sehr wichtig erachte, sich mit dem IWF auseinanderzusetzen, doch «nicht in dieser Art und Weise». Als am Donnerstagabend sich die Lage nicht veränderte, beschloss Tschümperlin die Plakate entfernen zu lassen.

Eine zweite Chance

«Uni von unten» sieht das anders und will nichts von einer Täuschung wissen. «Die Filmplakate wären noch gekommen und wir haben nach dem Gespräch am Donnerstagmorgen auch kriPo-Informationen hinzugefügt und den Titel des Plakats von 'Christine Lagarde – not welcome!' auf 'Christine Lagarde – welcome!'» geändert, sagt ein Vertreter.

Am Freitag besuchten schliesslich rund zehn Leute von «Uni von unten» Tschümperlin in seinem Büro. Resultat des Gesprächs: Sie bekommen eine zweite Chance. Am Montag dürfen die Stellwände wieder aufgestellt werden. Die Bedingungen bleiben allerdings die gleichen. Wie Tschümperlin vorgehen wird, wenn sich die Informationspolitik der Aktivisten nicht verändert, könne er zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.

«Uni von unten» zeigt sich vorerst teilweise versöhnlich. «Am Montag stellen wir wieder auf und bis dann haben wir auch das gewünschte Filmplakat», sagt ein Vertreter. Somit sehe sich «Uni von unten» noch nicht gezwungen «andere Möglichkeiten zu finden, um die Studenten und Studentinnen auf die Machenschaften des IWF aufmerksam zu machen», wie sie in ihrem Communiqé vom Donnerstagabend verlauten liessen. «Wenn die Stellwände bleiben, bleibt das auch unsere Kampagne, wenn nicht, finden wir einen Weg, die Studierenden zu informieren», sagt ein Aktivist von «Uni von unten».