Wie die Uni die IWF-Direktorin Christine Lagarde schützen will, ist noch unklar. Lars Zopfi

Die Uni bereitet sich auf Proteste vor

Der Besuch kommt von ganz oben, der Protest von links unten. Aktivisten wollen die Chefin des IWF, Christine Lagarde, vertreiben.

26. April 2012

Die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hält am 7. Mai an der Uni einen Vortrag zu «Shared Prosperity in a Globalized World». Das lässt die Linke nicht kalt. Schliesslich ist der IWF eines der Lieblingsziele der globalisierungskritischen Bewegung. Der Revolutionäre Aufbau veranstaltet am 1. Mai eine Diskussion zum IWF und stellt die Frage: «Wie vertreiben wir die IWF-Präsidentin Lagarde?» Auch die Gruppe «Uni von unten» ruft in Flyern zu einer aktiven Teilnahme an Protesten auf. «Wir wollen zeigen, dass nicht alle Menschen an der Uni Zürich solche Veranstaltungen im Allgemeinen und die Politik des IWF im Speziellen kritiklos akzeptieren», heisst es da.

Ungeklärte Sicherheitsfrage

An der Universität Zürich nimmt man diese Mobilisierungsversuche ernst. Der stellvertretende Leiter für Kommunikation, Beat Müller, bittet die ZS darum, «nicht zusätzlich Stimmung zu machen.» Er wünscht sich eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Thematik und nicht Widerstand. Auf das Sicherheitsrisiko des Anlasses angesprochen, reagiert Müller zurückhaltend: «Die Sicherheitsfrage muss geklärt werden, aber Details kann ich aus verständlichen Gründen keine nennen.» Auch die Stadtpolizei lässt sich nichts entlocken, bestätigt aber, dass sie sich zusammen mit dem Sicherheitsdienst der Uni Zürich vorbereitet.

Dabei ist die Uni eigentlich gar nicht verantwortlich für den Vortrag. Lagarde eingeladen hat nämlich das Schweizerische Institut für Auslandforschung (SIAF). Dieses «politisch und wirtschaftlich unabhängige Kompetenzzentrum für Wissensvermittlung und Hintergrund» (SIAF-Webseite) geriet bereits vor drei Jahren in die Kritik. Damals hatte das SIAF den Novartis-CEO Daniel Vasella eingeladen. Der Vortrag musste wegen den angedrohten Protesten im Geheimen abgehalten werden.

Diskussionen um das SIAF

Zum grossen Bedauern von Martin Meyer, Vorstandsdelegierter des Instituts, der die Referierenden jeweils einlädt. Meyer findet es «mühsam, immer wieder aufs Neue erklären zu müssen, wer man ist und wofür man arbeitet.» Er wünscht sich, dass die Diskussionen um das Institut endlich zu einem Ende kommen würden. «Ich will nicht jedes Halbjahr überlegen müssen, wen wir einladen dürfen und wen nicht.»

Doch genau das verlangt die Gruppe «Uni von unten». Sie ist nicht damit einverstanden, dass die Uni solchen Personen eine Plattform bietet: «Wenn durch Proteste erzwungen werden kann, dass solche Referate in Zukunft abgesagt oder zumindest an einem privaten Ort stattfinden, wäre das natürlich erfreulich.»

Noch einmal wird man sich bei den Organisatoren kaum von einer derartigen Protestaktion überraschen lassen, wie dies beim Vasella-Vortrag der Fall war. Allerdings dürften beim Vortrag der IWF-Chefin deutlich mehr Demonstrierende kommen als bei Daniel Vasella. Gemäss der Uni sollte dem normalen Unibetrieb aber nichts im Wege stehen.