«Wenn wir an der Weltspitze mitmarschieren wollen, dann reichen die öffentlichen Gelder nicht», sagt Stiftungsratspräsident und CS-Verwaltungsrat Peter F. Weibel. Adrian Ritter, UZH News

«Es müssen nicht immer Banken sein»

Die Uni setzt auf private Sponsoren, nicht erst seit der Partnerschaft mit der UBS. Die neue UZH-Foundation soll das Fundraising intensivieren. Stiftungsratspräsident Peter F. Weibel erklärt, wo das Geld hinfliesst und woher es kommt. Er hofft, dass die Uni durch seine Stiftung wieder einen Nobelpreis holt.

21. April 2012

Herr Weibel. Dass die Uni durch Private gesponsert wird, ist nicht neu. Wozu also die UZH-Foundation?

Bisher überliess man das Fundraising, also das Sammeln von Spenden, einer Stabsstelle des Rektorats, weshalb es nach aussen nicht genug sichtbar war. Mit einer eigenständigen Stiftung gibt man dem Fundraising nun ein klares Profil und wirkt professioneller. Der Stiftungsrat, bestehend aus Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, geben dem Ganzen schliesslich ein Gesicht.

Warum wird gerade jetzt eine solche Stiftung ins Leben gerufen?

Die Idee kam im Jubiläumsjahr der Uni Zürich auf. Als der damalige Rektor Weder für die Festivitäten nach möglichen Sponsoren suchte, sagten viele: «Wir spenden gerne etwas für das Jubiläumsjahr, aber noch viel lieber würden wir in nachhaltige Projekte investieren.» Weder hat diese Erfahrung an Rektor Fischer weitergegeben, der nun das Fundraising als eines seiner strategischen Ziel definiert hat.

Zweck der UZH-Foundation ist «die Förderung von Forschung, Lehre und Dienstleistungen für die Öffentlichkeit». Wer profitiert von den Spenden? Nur die Forschung oder auch die Lehre und damit die Studierenden?

Unsere Arbeit kommt auch den Studierenden zugute. Zum Beispiel in Form neuer Lehrstühle. Dadurch werden zusätzliche Stellen geschaffen, die auch Studierenden zum Teil während und nach Abschluss des Studiums offen stehen. Wenn die Reputation steigt, wird es attraktiver, an der Universität abzuschliessen. Bis heute unterrichtet mit Rolf Martin Zinkernagel ein Nobelpreisträger an der Universität Zürich. Durch seine Auszeichnung profitierte auch die UZH. Mit zusätzlichen Mitteln können solche hervorragenden Köpfe stärker an die Uni gebunden werden.

Sie wollen mit ihrer Stiftung erreichen, dass die Uni Zürich wieder einen Nobelpreis holt?

Ja, das wäre ein schöner Nebeneffekt. Wenn man zusätzliches Geld in die Forschung steckt, wird die Wahrscheinlichkeit sicher grösser, dass die Uni Zürich wieder einen Nobelpreisträger hervorbringt.

Die UZH-Foundation verspricht, transparent zu informieren, woher die Gelder stammen und wohin sie fliessen. Woher stammt das Gründungskapital von 50 000 Franken?

Das Gründungskapital stammt aus privaten Spendengeldern, welche die Uni erhalten hat. Wir wollten bei der Gründung auf keinen Fall auf Steuergelder zurückgreifen. Künftig publizieren wir jährlich einen Geschäftsbericht, indem wir offen über Herkunft und Verwendung der Spenden informieren.

Die Uni ist eine öffentliche Institution. Sollte die Bildung nicht staatlich finanziert werden?

Wenn wir an der Weltspitze mitmarschieren wollen, und das ist unser Ziel, dann reichen die öffentlichen Gelder nicht. Der Staat kann sich das nicht leisten. Gerade jetzt, wo die öffentlichen Haushalte unter Druck stehen.

Wenn immer mehr privat finanziert wird, motiviert das die Politiker, die Gelder für Bildung weiter zu kürzen, weil sie sehen, dass es auch ohne geht.

Das denke ich nicht. Bildung ist für die Schweiz die wichtigste Ressource. Es wäre kurzsichtig, in diesem Bereich zu sparen.

Woher werden die Spendengelder kommen?

Unsere primären Ansprechpartner sind Stiftungen, an zweiter Stelle stehen Privatpersonen. Immer mehr Leute machen sich Gedanken, wie sie ihr Geld sinnvoll ausgeben wollen. Erst an dritter Stelle stehen für uns die Unternehmen.

Sie sind noch bis Ende April Credit-Suisse-Verwaltungsrat. Wie wichtig werden die Banken sein beim Sponsoring, das Sie über die UZH-Foundation koordinieren?

Das kann ich Ihnen jetzt nicht sagen. Wir sind froh um jede Unterstützung. Es müssen aber nicht immer die Banken sein. Auch andere Branchen, wie zum Beispiel die Pharmaindustrie, sind auf top ausgebildete Leute angewiesen.

Sie unterscheiden zwischen zweckgebundenen und nicht-zweckgebundenen Mitteln. Wie funktioniert so eine Zweckbindung? Können sich jetzt Firmen und Private ihren Lehrstuhl kaufen?

Das gibt es ja bereits. Zum Beispiel hat die Bank Vontobel zwei Lehrstühle an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät geschaffen. Das ist auch weiterhin möglich.

(Anmerkung der Redaktion: Kurz nachdem dieses Interview geführt wurde, ging die UZH eine Partnerschaft mit der UBS ein, die in Aussicht stellt, bis zu fünf neue Lehrstühle zu sponsern.)

Sie sind Vorsitzender des Executive-MBA-Programms der Uni Zürich, das Weiterbildungen für Manager anbietet. Kommt das Geld nun vor allem dem Wirtschaftsstudiengang zugute oder können auch für die Wirtschaft weniger interessante Fächer, wie die Geisteswissenschaften, profitieren?

Wir sind neutral in Bezug auf die einzelnen Fakultäten. Uns geht es um fördernswerte Projekte. Im Vordergrund stehen Forschungsgebiete, wo die Uni Zürich schon stark ist, mit zusätzlichen Mitteln aber noch mehr herausholen könnte. Welche Projekte unterstützt werden, bestimmen wir zusammen mit der Universitätsleitung.

Was für ein Projekt könnte das sein?

Ich will keine Beispiele machen, um nicht unnötige Diskussionen zu provozieren. Im Moment sind wir daran, für jedermann nachvollziehbare Kriterien für die Vergabe der Gelder auszuarbeiten.

Zur Person:

Peter F. Weibel hat an der Uni Zürich Wirtschaft studiert und erlangte 1972 sein Doktorat. Er ist Vorsitzender des Executive-MBA-Programms der Universität Zürich und noch bis Ende April Verwaltungsrat bei der Credit Suisse.