Die Partnerschaft mit der UBS beeinträchtig die Unabhängigkeit der Uni Zürich. Fotomontage ZS-Online

Skandalbank neue Partnerin der Uni Zürich

Die Partnerschaft mit der UBS schadet der Unabhängigkeit und dem Image der Universität. Ein Kommentar.

19. April 2012

Heute Morgen fahren vor dem Hauptgebäude schwarze Limousinen vor. Begleitet vom Sicherheitsdienst betritt die UBS-Spitze, Kaspar Villiger und Sergio Ermotti, das Hauptgebäude. Sie kommen nicht als Gäste oder streitbare Referenten, sie kommen als Partner. An einer kurz vorher angekündigten Pressekonferenz wird verkündet, dass UBS und UZH eine Kooperation eingehen. Die «Skandalbank vom Zürichsee» (FAZ am Sonntag) erhält mit dem «UBS International Center of Economics in Society» ihr eigenes Institut. Ziel sei es, «in den nächsten Jahren bis zu fünf dauerhafte Lehrstühle zu schaffen und international renommierte Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher aus zukunftsweisenden Forschungsgebieten anzuwerben.»

Auf den ersten Blick scheint es, als ob die UBS aus ihren Fehlern gelernt hätte. Statt ihr Geld nur für die Gehälter und Boni ihrer Manager auszugeben, investiert sie nun in Bildung. Die Uni kann das Geld gut brauchen und Lehre und Forschung ausbauen. Die Investition der UBS passt denn auch hervorragend in die «Strategischen Ziele 2020», welche die Unileitung Anfang dieses Jahres präsentierte: Eines von acht strategischen Zielen ist es, die Basis der Finanzierung der Uni zu verbreitern. Es ist löblich, dass sich die Unileitung um einen Ausbau der Uni bemüht, dennoch ist die Partnerschaft zwischen UZH und UBS ein Skandal.

Partnerschaft klingt gut, aber...

Eine Partnerschaft sollte für die Beteiligten eine Win-Win-Situation ergeben. Auf den ersten Blick ist dies der Fall: Die UBS kann ihr mehr als ramponiertes Image aufpolieren, indem sie sich als generöse Bildungssponsorin darstellt. Die UZH kann im Gegenzug neue Lehrstühle schaffen. Wer genau hinsieht, dem wird aber klar, dass die Universität verliert, wenn sie sich die UBS zur Partnerin nimmt. Denn «die Universität beansprucht uneingeschränkte Freiheit von Forschung und Lehre», wie es in ihrem Leitbild heisst. Nun bestimmt aber die UBS, in welchem Bereich neue Lehrstühle geschaffen werden. Das Bekenntnis von Rektor Fischer, dass es beiden Partnern sehr wichtig sei, «die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre an der Universität Zürich zu wahren», beruhigt nicht, sondern klingt in kritischen Ohren wie eine Alarmglocke. Meist wird die Unabhängigkeit dort am lautesten beteuert, wo sie gerade nicht gegeben ist. So ist kaum zu erwarten, dass am «UBS International Center of Economics in Society» auch bankenkritische Forschung gedeihen wird. Dies wäre aber gerade angesichts der aktuellen Krise, in der sich die Branche und mit ihr die gesamte Wirtschaft befindet, bitter nötig und wird auch von kritischen Forschenden immer lauter gefordert.

Demokratiepolitisches Absurdum

Es ist geradezu absurd: Statt dass Bund und Kantone über die Entwicklung der universitären Forschung und Lehre bestimmen, indem sie in Bildung investieren, lassen sie die UBS-Banker die Richtung vorgeben, indem sie die Bank mit Steuermilliarden retten und diese, kaum wieder auf den Beinen, die Uni sponsert.

Nicht zuletzt erleidet die Uni Zürich auch einen Imageschaden durch die Partnerschaft mit der UBS. Denn längst befassen sich nicht nur NGOs mit ihren Machenschaften, sondern auch die Gerichte.

Statt Skandalbanken wiederaufzubauen und ihnen die Bildungsfinanzierung zu überlassen, sollte die Politik direkt in Bildung investieren. Das wäre demokratischer und täte allen besser. Auch dem Image der Uni Zürich.