Fabio Ugolini, Publikumsliebling beim FameLab Science Slam. Alice Mosberger

Talking Science

Die erste Schweizer Teilnahme am internationalen FameLab Wettbewerb ist gesichert. Am Wochenende wurden in Zürich die nationalen Vorausscheidungen abgehalten. Dabei gab es für das Publikum im Sphères viel zu lernen und auch viel zu lachen.

4. April 2012

Nach dem Einzug von Poetry Slams in die Zürcher Bars und Konzertsäle, werden auch zunehmend Science Slams in der Limmatstadt bekannt. In einem Science Slam geht es darum, einem breiten Publikum naturwissenschaftliche Zusammenhänge in kurzen Darbietungen auf prägnante und auch humoristische Weise näher zu bringen.

Grosser Andrang

Am letzten Wochenende wurde das Schweizer Finale des FameLab Science Slam in Zürich ausgetragen, und füllte dabei die Bar-Buchhandlung Sphères bis auf den letzten Stehplatz aus. FameLab, eine Organisation der Cheltenham Festivals in Partnerschaft mit dem British Council, veranstaltet bereits seit 2005 jedes Jahr diesen internationalen Wettbewerb. Bei FameLab geht es nicht nur um Unterhaltung sondern vor allem um die Förderung junger Naturwissenschaftler im Umgang mit Medien und der Öffentlichkeit.

Dieses Jahr nimmt zum ersten Mal auch die Schweiz am internationalen FameLab Wettbewerb teil. Nach den Vorausscheidungen in Genf und Zürich traten die 10 Finalisten in Zürich unter der Moderation und Organisation von Life Science Zurich gegeneinander an. Die dreiminütigen Auftritte wurden dabei von einer dreiköpfigen Jury aus Natur- und Kommunikationswissenschaftlern bewertet und kommentiert.

«In der Öffentlichkeitsarbeit ist es wichtig, das Publikum nicht mit Fachbegriffen zu überhäufen, sondern Interesse zu wecken und wissenschaftliche Forschung auf einfache klare Weise zu vermitteln», mahnt Kommunikationsexperte und Jurymitglied Beat Glogger. Und dies versuchten die Kandidaten mit verschiedensten Mitteln. Als Sieger der Vorrunden in Genf und Zürich hatten alle Finalisten einen Workshop in Science Communication besuchen dürfen. Dergestalt gestärkt stellten sie ihr Können nun nochmals unter Beweis.

«Radiotaugliche Stimme» gewinnt

Es wurde viel erzählt: Von der Relativität der Zeit und des «Zuspätkommens», warum die Grippeimpfung wichtig für uns alle ist, warum manche Leute mehr Alkohol trinken können als andere und warum das Melanin, das die Hautfarbe bestimmt, auch den Trade-off zwischen Hautkrebs und Vitamin D Produktion regelt. Die Lieblinge der Jury wurden jedoch Aditi Maheshwaris Erzählung über die Gemeinsamkeiten von «Sex, Food and Alcohol», Boris Lemmers parallele Suche nach einer Freundin und dem Higgs-Teilchen, und Bechara Saabs Reise zum Mars.

Saab war dann auch der Gewinner des Abends, gefolgt von Lemmers und Maheshwari auf dem zweiten und dritten Platz. Der gebürtige Kanadier forscht am Institut für Hirnforschung der ETH und Universität Zürich. In seiner Darbietung plädierte er für die Wichtigkeit der Neugier. Die Menschheit soll getrieben sein, neue Welten zu erkunden um dabei Neues über die eigene Welt zu lernen. Seine Fähigkeit über sein Fachgebiet hinaus Sachverhalte einfach zu vermitteln und seine «radiotaugliche Stimme» gaben dann den Ausschlag zu seinem Sieg, so Beat Glogger bei der Siegerehrung.

Spargel schützt Erbgut

Sehr zum Unmut des Publikums verpasste Fabio Ugolini knapp das Podest. In seinem Auftritt erklärte er auf überaus originelle und witzige Art warum der Verzehr von Spargeln zur Unsterblichkeit beitragen könnte. Die in Spargeln enthaltene Folsäure spielt nämlich eine wichtige Rolle beim Schutz des Erbguts, genauer der Chromosomenenden. Das Abbrechen dieser Enden trägt zum Alterungsprozess der Zellen bei. Ugolini vermittelte diesen Zusammenhang mit einem grossen pinken Chromosom aus Pappe und einer Wollmütze, welche die Chromosomenenden schützen soll. Jedoch wäre da weniger wohl mehr gewesen und die Jury vertröstete ihn mit dem 4. Platz. Als klarer Publikumsliebling gewann er jedoch den «Audience Award» und ging damit ebenso wenig leer aus wie der Sieger Bechara Saab. Dieser wird im Juni am Cheltenham Science Festival gegen die internationale Konkurrenz antreten, und versuchen, auch die dortige Jury von sich zu überzeugen.