Editorial #2/12

Editorial

23. März 2012

Die ZS hat ihr Geschlecht schon mehrfach geändert. Im Januar 1923 wurde sie als «zürcher student» gegründet. Als dieser etwas mehr als 58 Jahre alt war, wandelte ihn die Redaktion zur intersexuellen «zürcher student/in» um, und im Oktober 1993 verlor die «zürcher studentin» gar den Querstrich und wurde weiblich.

Die Unbenennungen waren in der jeweils ersten Ausgabe mit geändertem Geschlecht nie ein Thema. Die Redaktion erwähnte sie mit keinem Wort. Dafür gab die ZS 1994 eine Sonderausgabe zur Multisexuell-Party heraus. Zusammen mit der Organisation schwuler Studenten an der Uni Zürich «zart&heftig», einer universitären Frauenorganisation «amaZora» und dem «Verband Studierender an der Universität Zürich» organisierte die ZS dieses Fest, das heute noch sagenumwoben ist. In der Mensa soll es damals einen Dark-Room gegeben haben. Doch dazu in einer künftigen Ausgabe vielleicht mehr.

Jedenfalls änderte die ZS seither noch einmal den Namen, sie ist seit September 2007 die geschlechtsneutrale «Zürcher Studierendenzeitung», wie ihr sie in den Händen hält. Und das ist gut so. Wir verbinden doch jede Geschlechtsbezeichnung unbewusst mit wertenden Urteilen. Die Geschlechterungleichheiten sind in der Gesellschaft im Allgemeinen und an der Uni im Besonderen nach wie vor strukturell vorhanden, wie man ab Seite 18 nachlesen kann. Es täte gut, wir würden in unseren Köpfen geschlechtsneutral denken.

Eigentlich sollte das selbstverständlich und keine Zeile wert sein – wie bei den Geschlechtsumwandlungen der ZS.

Corsin Zander, Redaktionsleiter