Nicht jeder Karriereweg führt über den Master. Philip Schaufelberger

Bachelor und tschüss!

Wieso es Sinn machen kann, auf den Master zu verzichten. Und wo man mit dem Bachelor einen Job findet.

23. Februar 2012

Der Bachelor macht's möglich. Noch nie zuvor erreichten Studierende in so kurzer Zeit einen akademischen Abschluss. André Werner, Leiter Studienberatung der Bildungsdirektion des Kantons Zürich, freut sich: «Wo sich früher viele Studierende im Lauf des Studiums verloren und dann nach Jahren nur einen Studien­abbruch vorweisen konnten, bildet das gestufte Studium mit dem Bachelorabschluss heute oft eine Entlastung.» An der Philosophischen Fakultät sei dies besonders auffällig.

Auch ein Master reicht nicht

Nach dem Bachelor folgt der Master. So machen es die meisten. Aber reicht ein Bachelor, als «halber Abschluss», für einen Einstieg ins Berufsleben? Klar ist, dass heute niemand mit einem Bachelor Arzt oder Anwalt werden kann. Bei diesen «closed jobs» bestimmen Dachorganisationen, welche Ausbildungskriterien erfüllt sein müssen, damit man die Arbeit ausführen darf. Wertlos ist ein Medizin-Bachelor aber nicht. «Da könnte man sich zum Beispiel im Bereich Healthcare umsehen», meint Roger Gfroerer, Leiter der «Career Services» der Universität Zürich.

Auf die Frage, ob das denn nicht unweigerlich noch eine ausseruniversitäre Weiterbildung mit sich bringt, entgegnet er: «Weiterbildung ist heutzutage unumgänglich. Es ist eine Illusion, zu meinen, dass der Master ein Blankoscheck ist, der von jeglicher weiterer Schulung befreit.»

Neben Bereitschaft zur Weiterbildung wird auch praktische Erfahrung erwartet. So sagt Gfroerer, dass «jemand, der zwar innert kürzester Zeit einen Master gemacht, aber noch nie sein eigenes Geld verdient hat, auch seine Schwierigkeiten im Arbeitseinstieg haben kann.»

Die Art dieser praktischen Erfahrung sei dabei nicht so wichtig. In erster Linie gehe es darum, zu zeigen, dass man sich bereits in einem Anstellungsverhältnis bewähren konnte.

Dem pflichtet Berufsberater André Werner bei. Er betont aber, dass sinnvolle Praxiserfahrung eine Zusatzqualifikation darstelle und ein formaler Abschluss unabdingbar bleibe. Auch gelte in den Personalverwaltungen der Master immer noch als nomineller Nachfolger des Lizenziats. «Die Akzeptanz des Bachelors bei den Arbeitgebern ist erst am Entstehen.» Bei den Wirtschaftsprüfern von «PricewaterhouseCoopers» und den Werbern «Jung von Matt» heisst es hingegen, sie freuten sich über Bachelor-Bewerbungen.

Drei Viertel machen Master

Beide Studienberater sagen, es spreche nichts dagegen, nach dem Bachelor erst mal zu jobben oder ein Praktikum zu machen. Vielleicht öffnen sich neue Perspektiven und ohne dass man es darauf angelegt hat, kehrt man erst mal nicht an die Uni zurück. Man muss schon mutig sein, um bewusst auf eine höhere Qualifikation zu verzichten, die laut Bundesamt für Statistik drei Viertel der Kommilitonen erreichen werden. Von vornherein zum Scheitern verurteilt ist der «halbe Abschluss» Bachelor aber ganz und gar nicht.