Der Inhalt des Freshmans-Kits. Bernadette Scharfenberger

First Steps: Der Erstsemestrigentag

Bernadette gibt Einblick in die Höhen & Tiefen ihres Unistarts. In dieser Kolumne schnuppert sie erste Uni-Luft am Erstsemestrigentag.

1. Dezember 2011

Freitag, kurz vor neun: Endlich ist es soweit. Der Erstsemestrigentag der Universität Zürich beginnt. Neugierig und auch ein bisschen nervös mache ich mich auf den Weg in mein neues Leben als Studentin. Doch welches ist denn nun das Hauptgebäude? Und von welcher Seite kommt man da am besten rein? Da hilft nur eins: Dem Strom folgen! Kurzentschlossen hänge ich mich an einen rot gemusterten Rucksack, dessen Besitzer mir einigermassen vertrauenswürdig erscheint, und lasse mich ins Gebäude leiten. Dort angelangt, werden wir von älteren Kommilitonen in blauen T-Shirts zum Saal gelotst. Noch am Eingang drückt mir eine Frau ein T-Shirt der Fakultät in die Hand mit dem Kommentar:„Bitte anziehen, damit ihr nicht verloren geht!“ Na super, da hat sich das ewige Hin und Her Was ziehe ich bloss an ja wirklich gelohnt! Im Saal drin warten schon mehrere hundert Jugendliche in ihren Sitzen. Die Palette der Gesichter reicht von hypernervös bis supercool. Ich entscheide mich für eine gesunde Mischung und suche mir einen Platz in der Mitte.

Die folgenden zehn Minuten vergehen mit Smalltalk. Dieser endet jedoch abrupt, als der Pro-Dekan nach dem Mikrofon greift. Er versichert uns, dass wir mit der Uni Zürich die richtige Wahl getroffen haben. Schliesslich sind 10 (!) Nobelpreisträger hier unterrichtet worden. Will er uns damit Angst machen oder doch nur motivieren? Nach dem Pro-Dekan ergreift auch noch die Geschäftsführerin des Dekanats das Wort und verbietet uns ausdrücklich, bei Fragen zum Telefon zu greifen. Und da man sich bei verzweifelten Erstis ja nie sicher sein kann, wurde die Nummer des Dekanats gleich mal von der Website entfernt!

Nach dieser aufmunternden Ansprache werden wir weiter zu unseren Mentoren geschickt, um in Kleingruppen den Rest des Tages zu bestreiten. Erstaunlicherweise finde ich mein Zimmer im obersten Stock auf Anhieb. Etwas ausser Atem vom vielen Treppensteigen („Nehmen Sie bloss nie den Lift! Sonst kommen Sie nie an!“) betrete ich den kleinen Raum. Es herrscht betretene Stille, keiner traut sich richtig, ein Gespräch anzufangen. Hoffentlich geht das nicht bis heute Abend so weiter, denke ich. Doch Vorstellungsrunde sei dank lockert sich die Stimmung schnell auf und die Aufregung legt sich.

Nächster Programmpunkt: Mittagessen. An den Vitrinen in der Mensa bildet sich Stau. Was schmeckt wohl am besten? Ich entscheide mich für Fisch mit Reis und pflanze mich neben ein paar Leuten aus meiner Gruppe ans Fenster. Nachdem der Hunger gestillt ist, nimmt Anna, unsere Mentorin, uns mit auf einen Rundgang über das Unigelände, das mir plötzlich unheimlich gross erscheint. Nachdem wir die wichtigsten Gebäude abgeklappert haben, geht’s zurück zum Lichthof. Hier haben wir fünfzehn Minuten Zeit, uns an verschiedensten Infoständen weitere Tipps zum Studium zu holen. Mit dem Bauch voller Luxemburgerli und dem Freshmans-Kit unterm Arm treffe ich am Treffpunkt ein. Doch wo sind die anderen? Mit einem weiteren verloren gegangenen Gruppenmitglied gehe ich zurück in unser Zimmer in den obersten Stock. Vielleicht wird unsere Abwesenheit ja irgendwann bemerkt. Zeit, sich das Freshmans-Kit etwas genauer anzusehen: Ein Block, eine Workshop-Einladung zum Thema: Was ein Jungunternehmer wissen muss, 2 Agenden, ein Taschenrechner (!), eine Visitenkarte vom Finance Club, eine Polyball-Einladung, eine Einladung zur Erstsemestrigen-Party, eine Einladung zur Semesterbeginn-Party, eine Einladung zur fvoec-Party... Connections sind in der Wirtschaftsbranche ja bekanntlich das A und O. Endlich, unsere Gruppe ist wieder da! Jetzt noch schnell ein paar Worte zur Modulbuchung und dann wars das, meint unsere Mentorin. Modulbuchung? Was ist das? Diese Frage stammt zwar nicht von mir, scheint aber vielen auf der Zunge zu liegen. Panische Versuche, die Modulbuchung auf dem Blackberry innerhalb von fünf Minuten nachzuholen, scheitern kläglich. Bin ich froh, dieses Prozedere schon hinter mir zu haben!

Mein erster Tag als Studentin an der Uni war lang und anstrengend, jetzt ist er vorbei. Erschöpft steige ich in den Zug und lasse alles noch einmal Revue passieren. Mein letzter Gedanke: Heute Abend wird gefeiert! Lernen hin oder her!

Bernadette Scharfenberger (19) beginnt dieses Semester ihr Wirtschaftsstudium an der Uni. In den nächsten Wochen wird sie über ihre Erfahrungen als Erstsemestrige berichten.