Die Känguru Chroniken. Ansichten eines vorlauten Beuteltiers.
Mit Die Känguru Chroniken. Ansichten eines vorlauten Beuteltiers ist dem Berliner Kabarettisten Marc-Uwe Kling ein Werk gelungen, das man nur mit zwei Worten beschreiben kann: Unglaublich lustig.
Der Protagonist dieses Buches ist ein sprechendes Känguru, das früher beim Vietcong war, kleptomanisch veranlagt ist und schachtelweise Schnapspralinen in sich hinein frisst. Dieses Känguru steht eines Tages vor der Tür von Ich-Erzähler Marc-Uwe und nistet sich kurzerhand in dessen Wohnung ein. Der Kleinkünstler Kling wird zum Chronisten der absurden Begebenheiten, die er mit dem exotischen Mitbewohner erlebt. In mehr oder weniger zusammenhängenden Kurzgeschichten schildert er den ganzen normalen Wahnsinn, der sich zwangsläufig ergibt, wenn man mit einem kommunistischen Känguru in Berlin auf Achse ist.
Wer einen schrägen Humor hat und Gefallen an vollkommen absurden Dialogen findet, wird Marc-Uwe Klings Erstlingswerk lieben. Wer auf in Schwachsinn verpackte Gesellschaftskritik steht, wird es vergöttern. Kling bezeichnet sich selbst als „phlegmatischen Anarchisten“, die Perspektive seiner Geschichte ist eindeutig als politisch links einzuordnen. Das Känguru zitiert laufend Marx, dessen Gesamtwerk es immer in seinem Beutel mit sich herumträgt. Der Ich-Erzähler und das Känguru unterhalten sich zwanglos über die Rote Armee Fraktion und laufen öfters Gefahr, von Neonazis zusammengeschlagen zu werden. Trotzdem zeigt Kling mit der Figur des Kängurus, das auf Kosten seines Mitbewohners lebt und sich seiner Umwelt gegenüber vollkommen asozial verhält, die schlechten Seiten einer linken Gesinnung auf.
Eine weitere Besonderheit des Buches ist Klings Spiel mit der Sprache. So kann es vorkommen, dass mitten während einer Kurzgeschichte die Erzählperspektive ändert oder dass das Känguru in Fussnoten seine Version der Geschichte zu Papier bringt, wenn es sich durch den Ich-Erzähler diskreditiert findet.
Wer dieses unglaublich lustige Buch in allen Facetten erfassen möchte, muss es lesen und wird es nicht bereuen. Ein Tipp: Das Känguru macht süchtig. Dieser Sucht kann die in diesem Jahr erschienene Fortsetzung Das Känguru-Manifest abhelfen.
Autor: Marc-Uwe Kling
Seiten: 256
Erscheinungsdatum: 2009
Für wen: Alle, die mal wieder etwas wirklich Lustiges lesen wollen.