Logo des zweiten Züricher Poetry Slam Festivals.

Deutsche gewinnen Züricher Poetry Slam Festival

Zum zweiten Mal duellierten sich während drei Tagen internationale Slampoeten in der Limmatstadt. Das Final im Pfauen gewann das «Team Tübingen».

1. Dezember 2011

Die beiden Moderatoren Ko Bylanzky und Renato Kaiser erklärten als erstes, was denn ein Poetry Slam überhaupt ist; nämlich ein Dichterwettstreit, bei dem jeder Teilnehmer pro Runde höchstens sechs Minuten Zeit hat, um ausschliesslich selbst geschriebene Texte ohne Requisiten oder Kostüm zu präsentieren.

Für das Finale qualifiziert hatten sich die Teams «Flying Pingu» aus Zürich, «Le Poonie» aus Hamburg und «Team Tübingen». Sie hatten die Bühne abwechselnd in immer der gleichen Reihenfolge für sich und entschieden sich spontan, ob sie mit einem einzelnen Mitglied oder einer Team-Performance in die nächste Runde starten wollten. Dabei kämpften sie stets um die Gunst der Publikumsjury. Diese bestand aus fünf unparteiischen Zuschauern, die die Leistung der Poeten jeweils mit einer Note zwischen null und zehn bewerteten. Es war zwar nicht erlaubt, die Künstler auszubuhen, die Jury musste jedoch vom Rest des Publikums schon die eine oder andere Kritik einstecken.

Unterschiedlichste Werke

Die Dichter präsentierten Werke, die unterschiedlicher nicht hätten sein können und doch einiges gemeinsam hatten. So stand die Kritik an unserer hektischen, freiheitsraubenden Gesellschaft, in der viele ein monotones und antriebsloses Dasein fristen, immer mal wieder im Vordergrund. Auch heikle Themen wie HIV oder Selbstmord wurden nicht ausgelassen – wobei letzteres, vorgetragen in Form eines Erlebnisberichts, eher komisch als tragisch war. Das Publikum durfte dabei sein, wenn ein Vogelkind das Fliegen lernte oder eine Köchin beim «perfekten Dinner» mit Leidenschaft einen Herzog vergiftete.

So war es denn auch nicht verwunderlich, dass nach den ersten beiden Durchgängen nur zweieinhalb Punkte zwischen dem ersten und dem drittplatzierten lagen.

Specialguest Arno Camenisch läutete mit einem Poetry Showcase die zweite Hälfte des Abends ein. In breitem Bünderdialekt und gar Romanisch trug der Literaturpreisträger von Bern 2010 einige kurze Texte vor, bevor die drei Teams noch einmal ihr ganzes Können unter Beweis stellten.

Ein unterhaltsamer Abend, jedoch ohne richtiges Highlight

Gewonnen hat am Schluss «Team Tübingen» vor «Le Poonie» und «Flying Pingu». Die Mitglieder des Siegerteams erhielten eine Flasche echten schottischen Whiskey und traditionsgemäss war der Slam erst beendet, als die beiden, begleitet von einer Laola-Welle des Publikums, einen Schluck davon getrunken hatten.

Insgesamt war der Abend zwar unterhaltsam, jedoch fehlte ein richtiges Highlight. Viele der Zuschauer im vollbesetzten Pfauen waren zum ersten Mal bei einem Poetry Slam dabei. Dies und das eher vornehme Ambiente des Schauspielhauses dürften wohl dazu beigetragen haben, dass die Stimmung eher verhalten blieb. Die Poeten jedoch waren mit Herzblut und vollem Einsatz dabei und haben mit Sicherheit den einen oder anderen neuen Anhänger ihrer Kunst dazugewinnen können.