Verdingkinder reden
Historische Ausstellung
Heute sprechen sie als erwachsene Männer und Frauen über ihre ganz persönliche Lebensgeschichte zum Ausstellungsbesucher. Damals waren sie Kinder. Gemeinsam ist ihnen die Erfahrung der Fremdplatzierung: Gegen möglichst geringes Kostgeld an Pflegefamilien verdingt, als billige Arbeitskraft auf Bauernhöfen gehalten und grösstenteils um die Erfahrung von Geborgenheit gebracht. Sie alle sind Zeugen gesellschaftlicher Missstände. Ihre Berichte stehen im Zentrum angestrebter Aufklärungsarbeit über ein düsteres Kapitel Schweizer Geschichte.
Beinah zeitgleich mit dem Kinostart von «Der Verdingbub» öffnet die Wanderausstellung «Verdingkinder reden» ihre Pforten und richtet damit doppeltes Augenmerk auf das lange tabuisierte Thema der Fremdplatzierung von Kindern bis Mitte des 20. Jahrhunderts.
An schlichten Stellwänden sind Hintergrundinformationen zusammengetragen, nachgestellte Alltagssituationen und ausgewählte Zitate unterstützen das Nachempfinden der damaligen Lebensumstände von Verding- und Heimkindern. In drei Ausstellungsräumen gibt der «Verein geraubte Kindheit» dem Stück Schweizer Geschichte erst einen Namen, dann eine Stimme und schliesslich ein Gesicht. Die Distanz zu den Betroffenen geht schrittweise verloren, die Gegenwart kommt näher, bis im vierten Raum Kinder der heutigen Zeit nach ihren Lebensumständen, ihren Wünschen und Ängsten gefragt werden. Fast schon, als würde man beweisen wollen, aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben.
Trotz nicht allzu bescheidener Eintrittspreise ist «Verdingkinder reden» eine erhellende Ausstellung, die eine eindrückliche «Entdinglichung» der betroffenen Menschen schafft.
Wann: 8. November–1. April, Dienstag–Sonntag, 11-18 Uhr
Wo: Schulhaus Kern, 8004 Zürich
Eintritt: 8 Franken mit Legi