Die Katze im Topf. Sylvia R., fotocommunity.de

Duell: Katzen dünsten

Ist das Dünsten der Katzen tatsächlich die beste Zubereitungsart?

Johannes Luther (Dafür) und Hanna Stoll (Dagegen)
23. November 2011

Dafür

Es gibt Menschen, die kochen Katzen. Darauf macht alle paar Jahre eine namhafte Schweizer Boulevardzeitung ihre Leserschaft aufmerksam. Auch wenn die Betreffenden beteuern, dass das Kochen von Katzen eine ländliche Tradition darstellt, zeigen sich viele Leute empört und entsetzt. Zu Recht. Katzen sollen nicht gekocht werden. So etwas wäre einfach nur geschmacklos. Katzen sollen gedünstet werden.

Beim Dünsten handelt es sich um eine Zubereitungsmethode, bei der Gemüse, Fisch oder Fleisch unter verschlossenem Deckel in einer Flüssigkeit gegart wird. Jeder, der schon einmal in den Genuss einer zarten, gedünsteten Katze gekommen ist, wird bestätigen, dass diese Verarbeitungsmethode viele Vorteile mit sich bringt.

Kein normaler Mensch würde je auf den Gedanken kommen, eine Katze zu backen oder zu grillen. Katze im Schlafrock? Grillmieze am Spiess? Geräucherte Samtpfote? Nur Dilettanten könnten sich so etwas ausdenken. Der wahre Gourmet der «Haute Cuisine du Chat» dünstet.

Die Vorteile des Dünstens von Katzen liegen auf der Hand. Erstens ist diese Garmethode fettarm. Zweitens setzt sie wichtige Nährstoffe wie die Vitamine A, B und E sowie natürliche Aromen frei. Diese Zubereitungsart ist somit sehr gesund. Der Verzehr von Katzen sollte nicht zu einer Gewissensfrage werden. Wer Katzen essen und trotzdem nicht zu viele Kalorien auf seine Hüften bekommen möchte, dem sei die diätkonforme Praxis des Dünstens empfohlen.

Ausserdem bewahrt das Dünsten den unverwechselbaren Eigengeschmack der Katze, während ihn konventionelle Kochmethoden schlicht verfälschen. Wer eine zur geschmacklichen Unkenntlichkeit zerkochte Katze nicht mehr schmeckt, kann gleich Kaninchen essen. Erst das Dünsten macht den Verzehr zu diesem einmaligen kulinarischen Erlebnis. Hier sei vor allem empfohlen, von Brühe, Wein oder Wasser abzusehen und die Mieze einfach in ihrem eigenen Saft zu dünsten. Kenner schwören: Nichts ist besser.

Noch ein kleiner Tipp zum Schluss: Grosse Töpfe oder Pfannen eignen sich besonders gut, da hier viel Platz für Zutaten vorhanden ist. In diesem Sinne: Bon Appétit!

Dagegen

Das Dünsten soll die beste Zubereitungsart für Katzen sein? Darauf stossen abenteuerlustige Köche bei ihrer Suche nach Katzenfleischrezepten unweigerlich.

Doch die Welt ist weit und wer beim Dünsten rastet, wird gar. Und sowieso, was man hierzulande alles dünsten soll! Gemüse, Fisch, Fleisch – jede erdenkliche Speise muss plötzlich «ihren Eigengout entfalten». Und wozu? Katzenfleisch-Eigengout schmeckt nun mal nach Haustier, genau wie Fisch-Eigengout an stinkendes Meerwasser erinnert. Gedünstete Katzen sind fade Miezen, die dazu führen, dass alle jungen Konsumentinnen bald aussehen wie die dürren Miezen auf den Laufstegen. Dünsten (besonders im eigenen Saft) ist ein Kochtrend, der uns Genuss und Geschmack erspart und uns stattdessen glauben lässt, Proteine schmeckten besser als Kohlenhydrate. Dabei können Miezen so viel mehr!

Mit Katzenfleisch wird zum Beispiel Grossmutters Schmorbraten zum kulinarischen Hochgenuss. Da das Fleisch des beliebten Haustiers viel zarter ist als Rind oder Hirsch, jedoch genauso gut zu Bohnen und Kartoffeln passt, ist die Zubereitungsvariante mit Katze eine exotische Alternative, die den Gästen noch lange in Erinnerung bleibt. Auch Ofenkatze statt Ofenhuhn vermag Altbewährtes aufzupeppen. Die leere Katze wird sodann mit Gemüse, Zwiebeln und Kräuterbutter gefüllt. Die zarte Haut wird, ebenfalls mit Butter eingerieben, so knusprig, wie es keine Hennenhaut je sein wird, wenn sie aus dem Ofen kommt. Nicht mal die verbleibenden Innereien der Mieze sind für die Katz! Diese nämlich verwertet der bewusste Koch nach polnischem Rezept wunderbar in schmackhafte Pasteten.

Nahöstliche, hunderte Jahre alte Gewürztraditionen wiederum empfehlen, das Fleisch kräftig zu marinieren und dann über einem offenen Feuer zu braten.

Und wer weder Türken noch Grossmüttern traut, der glaube zumindest den Meisterköchen dieses Planeten: Der italienische Fernsehkoch Peppe Bigazzi schlägt nämlich vor, Katzen zuerst drei Tage in Quellwasser einzulegen und dann zu schmoren. In Bella Italia wusste man stets, wie man das Leben geniesst und dem Leben Anderer optimal ein Ende bereitet. Auf solche Tradition ist Verlass, und dann gibt es Miezen, wie sie sein sollten – heiss und knusprig!