«Studenten wählen SVP», suggeriert die Wahlkampfbroschüre von Hans-Ueli Vogt. Patrice Siegrist

Studierende werben für die SVP

Gleich mehrere Jus-Professoren kandidieren für den Nationalrat. Hans-Ueli Vogt (SVP) lässt sich dabei von Studierenden empfehlen.

19. Oktober 2011

Jusstudierende sehen ihre Profs derzeit nicht nur in der Vorlesung, sondern auch auf Plakatwänden. Daniel Jositsch (SP, bisher), Hans-Ueli Vogt (SVP) und Martin Killias (SP) werben darum, in die grosse Kammer gewählt zu werden.

Für Vogts Kandidatur lächelten auch vier Studierende in die Kamera. Gut gekleidete Jusler posierten für Vogts Broschüre und empfehlen ihn zur Wahl.

Studenten in gleicher Partei

Auf dem Bild sind auch Michael Lüdi und Tiziano Foiera zu sehen. Die beiden sind selber Mitglied der SVP. Michael ist sogar in der gleichen Stadtkreis­sektion wie Professor Vogt. Aus der Broschüre geht die Verbindung über die Partei nicht hervor. Michael und Tiziano werden als «normale» Studierende präsentiert. Also ein verdeckter Gefälligkeitsdienst unter Parteikameraden? Tiziano winkt ab: «Im Gegenteil, wir sind gegen Filzpolitik. Wir unterstützen Vogt unabhängig von seiner Parteimitgliedschaft.» Michael fügt hinzu: «Uns ist wichtig, dass im Nationalrat bürgerliche Politik gemacht wird. Deshalb setzen wir uns ein.» Professor Vogt pflichtet seinen Studenten bei: «Wie mich die Studenten beurteilen, hat nichts mit der Parteimitgliedschaft zu tun.» Er räumt aber ein, dass man die Parteizugehörigkeit der beiden auch auf dem Flyer hätte erwähnen können.

Der Rechtsdienst prüfte Flyer

Eine der beiden Studentinnen, welche ebenfalls für Vogt werben, möchte ihren Namen in diesem Zusammenhang nicht in der Zeitung lesen, die andere war für die ZS nicht zu erreichen. Weil die SVP den Flyer in zahlreiche Haushalte lieferte, wurde der Rechtsdienst der Uni auf die ungewöhnliche Wahlwerbung aufmerksam und hat den Flyer geprüft. Laut Sven Akeret, Leiter des Rechtsdienstes, wurde er für «in Ordnung» befunden.

Keine Prüfungen mehr bei Vogt

Vogt hat mit den Studierenden vereinbart, dass sie bei ihm fortan weder Arbeiten noch Prüfungen schreiben, damit «nicht einmal der Anschein einer Gefälligkeit» entstehe, wie Vogt versichert.

Vogt legt in seinem Wahlkampf auch sonst Wert auf seinen universitären Hintergrund und nennt sich auch auf Wahlplakaten «Prof. Dr.». «Ich finde es wichtig, dass die Leute wissen, was für einen Background ich habe», erklärt er. Institutskollege Jositsch sieht man den Professorentitel auf seinen Plakaten nicht an, er ist jedoch oft als Strafrechtsexperte im Fernsehen zu sehen.

Sich von Studierenden empfehlen zu lassen, kann er sich nicht vorstellen. «Ich fühle mich wohler, wenn ich die Politik und meine Lehrtätigkeit trenne.» Er findet es aber legitim, dass sich Studierende im Wahlkampf für ihre Professoren einsetzen.

In den Vorlesungen halten sich Jositsch und Vogt nach eigenen Angaben mit politischen Äusserungen zurück, was Studierende bestätigen. Trotz Plakaten und Broschüren wissen einige nicht einmal von der Kandidatur ihrer Profs – selbst bei Jositsch, der bereits seit vier Jahren im Nationalrat sitzt.