Editorial #2/11

Editorial

25. März 2011

Die Zunahme deutscher Arbeitnehmer in der Schweiz bleibt auf Rekordstufe hoch. Deutsche arbeiten lieber mit Deutschen zusammen, wenn sie nicht aus irgendwelchen Gründen mit Nichtdeutschen zusammenarbeiten müssen. Der hohe Anteil deutscher Universitätsmitarbeiter kann ja nicht allein dadurch zu erklären sein, dass Deutschland die besten Akademiker der Welt produziert. Wahrscheinlicher ist das Gegenteil. Wären die deutschen Unis besser, hätten wir nicht so viele deutsche Professoren in der Schweiz.

Dabei zeigt doch gerade die Guttenberg-Affäre, wie miserabel sie sind.

Viel zu gut weg kamen bisher die deutschen Professoren, die sich wortreich über den Flunkerbaron empören durften. Zur Erinnerung: Sie gaben Guttenberg die Höchstnote «summa cum laude» für eine Dissertation, die nach dem Urteil der Süddeutschen Zeitung schwer lesbar ist und keine fassbare These formuliert. Die angeblich unbestechliche Wissenschaft liess sich von dem geborenen Strahlemann genauso blenden wie seine Fans. Wie falsch und schludrig dürfen staatlich besoldete Hochschulprofessoren forschen?

Sicher, Guttenbergs Abschiedsrede hatte etwas Selbstgerechtes, aber am Ende muss Deutschland dankbar sein für diesen heilsamen Akt der Entzauberung. Man mag seinen Umgang mit der Krise kritisieren, seine Salamitaktik der Entschuldigungen war wohl falsch, aber Hand aufs Herz: Ein Freiherr aus uraltem Geschlecht, der sich selber zum Denkmal der Ehrlichkeit und der Glaubwürdigkeit erklärt hat, kann nicht einfach hinstehen und den Leuten sagen, er habe seine Doktorarbeit flächendeckend abgeschrieben. Neid ist die höchste Form der Anerkennung, und im Plagiat kommt die Inspirationskraft eines Originals zum Ausdruck.

PS: Abgesehen von den kursiv gedruckten Worten habe ich dieses Editorial von Roger Köppel plagiiert.

Corsin Zander, Redaktionsleitung