Vergessen

Historische Persönlichkeiten äussern sich zu Studiums-Sorgen. Dieses Mal: Hans Jucker.

23. März 2011

No Velofahrer is perfect. Wie jeder Normalo vergessen sie oft und gern wichtige und weniger wichtige Dinge. Da gehen Handzeichen zum Abbiegen verloren, man blickt nicht zurück, wenn man die Spur wechselt, und besonders abstossend sind Velofahrer, die auf die Strasse spucken und vergessen, dass es auch noch andere Fahrradfahrer gibt, die vielleicht hinter ihnen herfahren. Autofahrer und Fussgänger sind da keine Spur besser.

Vergessen ist so populär, dass man daraus einen Volkssport machen könnte. Die Olympiade des Vergessens, entzückend verpackt als Pseudorealityshow. Wie heisst noch gleich das runde, leuchtend helle Ding da oben am, wie heisst er noch gleich? – Keine Ahnung. Was war schon wieder am 20. April 2010? – Hmmm… Und was geschah am 26. April 1986? – Ach, hab ich vergessen, aber war da nicht auch was Ähnliches mit Japan, was war es noch gleich?

Ist dieser Sport erst einmal etabliert, werden die Besten der Besten fähig sein, ihren eigenen Namen zu vergessen. Die dürfen dann in der Königsdisziplin mitmachen.

Hmmm… Ach ja, die vergesslichen Velofahrer, zu denen auch ich manchmal gehöre, sind nahezu harmlos im Vergleich zur vergesslichen Menschheit. Vergessen ist schön, zugegeben, aber vielleicht rettet Erinnern uns irgendwann mal den Arsch. Dann nämlich, wenn wir uns daran erinnern, dass wir längst die Technologie hätten, um erneuerbare Energie zu produzieren, beispielsweise aus der Sonne, dem runden Ding am Himmel. Dann müssten wir nicht ständig Atomkatastrophen wie jene in Japan und Tschernobyl oder Ölkatastrophen wie jene vom April 2010 im Golf von Mexiko vergessen, weil sie nicht mehr stattfinden würden.

Vielleicht beginnt die Energierevolution eines Tages mit einem Fahrrad, aus dem zwei, drei, … werden, und eh man sichs versieht, hätten wir in Zürich saubere Luft. Am Ende würden wir uns in einer internationalen Revolution befinden, die so gross würde, dass wir alle deren Auslöser vergessen hätten, denn No Velofahrer is perfect.