In flagranti erwischt – doch die Überwachungsbilder sind wertlos. (Nachgestellte Szene). Patrice Siegrist

Illegale Bilder einem Studenten gezeigt

Über ein Jahr lang filmte eine Kamera in der Herrentoilette am Irchel. Bis ein Student die im Rauchmelder versteckte Kamera von der Decke riss.

23. März 2011

Fabian* kann es immer noch kaum glauben. Über ein Jahr lang bemerkte keiner, dass in der Herrentoilette 01-F-86 am Irchel eine Kamera hing. Und so wurden seit Januar 2010 Kopf und Oberkörper eines jeden, der die Kabine betrat, und Hinterkopf und Schultern von allen, die am Pissoir urinierten, aufgezeichnet. Bis zum 21. Februar 2011: Fabian entdeckt die Kamera im Rauchmeldergehäuse, welche gemäss der Produktbeschreibung «diskrete Überwachung» erlaubt. Fabian ist empört. Er reisst den vermeintlichen Feuermelder runter und beschwert sich beim Informatikdienst, welcher das Büro neben der Toilette hat. Hier weiss niemand etwas von einer Kamera.

Also rufen sie gemeinsam René Zimmermann, den Chef des Uni-Sicherheitsdienstes, an. «Da hat er wohl kalte Füsse gekriegt», vermutet Fabian. «Gefühlte Sekunden später eilte ein Security herbei, sperrte die Toilette ab und demontierte die Kamera.»

Um Fabian zu beruhigen, lädt ihn Zimmermann in sein Büro ein. Die Kamera sei installiert worden, weil es in diesem WC immer wieder zu Schmierereien gekommen sei. Daraufhin zeigt er ihm sogar noch die Aufnahmen der Kamera. «Als ich ihn darauf ansprach, dass das illegal sei, widersprach er. Das sei Auslegungssache des Richters», berichtet Fabian.

Personalrechtliche Konsequenzen

René Zimmermann darf dazu nicht öffentlich Stellung nehmen. Er würde gerne mit der ZS sprechen. Doch es gehe wirklich nicht, entschuldigt er sich am Telefon und fügt an: «Wir haben die Weisung erhalten, uns nicht zu diesem Fall zu äus­sern.» So verweist er – wie alle anderen – die ZS an den Pressesprecher Beat Müller. Dieser ist aber offenbar ungenügend informiert. Vieles was ich ihm erzähle, ist für ihn selbst neu. Erst wenn die Untersuchungen abgeschlossen seien, werde er selbst darüber informiert und könne sich dann dazu äussern.

So bleibt der ZS nur Fabian, der die Kamera entdeckt hat und bei Zimmermann im Büro war. Er vermutet, dass Zimmermann unbedingt etwas gegen Schmierereien unternehmen wollte und dabei sehr naiv vorgegangen ist. Doch das entschuldige sein Vorgehen nicht, findet Fabian. Dieser Meinung ist auch Beat Müller: «Demjenigen, der für diese Kamera verantwortlich ist, drohen personalrechtliche Konsequenzen.» Diese reichen vom Verweis bis zur Entlassung.

«Wertlose Bilder»

Der mutmassliche Täter konnte durch die Kamera ermittelt werden, und die Bilder wurden an die Polizei weitergeleitet. Diese darf sie allerdings nicht verwenden. Marco Bisa, Pressesprecher der Stadtpolizei Zürich: «Die Aufnahmen sind nicht rechtens und daher für uns wertlos.» Gemäss einem Leitfaden des Datenschutzbeauftragten des Kantons Zürich ist es der Polizei vorbehalten, verdeckt Bilder aufzuzeichnen. Der Sicherheitsdienst der Uni wird in Zukunft also andere Mittel finden müssen, um Schmierereien auf Herrentoiletten zu verhindern.

*Name der Redaktion bekannt.