Professor Hans-Peter Kriesi und Rektor Andreas Fischer im Cityport. IPZ

Eine Oase der Harmonie

Der neue Standort in Oerlikon hat sein zweites Semester im Dienste der Universität angetreten. Eine nicht ganz ironiefreie Zwischenbilanz.

23. Februar 2011

Freibier, eine Gypsyi-Band und ein grinsender Rektor. Mit viel Pomp wurde das neue Gebäude an der Affolternstrasse im letzten Herbst eröffnet. Hier haben Politik- und Filmwissenschaftler sowie die Damen und Herren der Populären Kulturen nun ein neues Zuhause.

In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Oerlikon und der ABB angesiedelt, sollen sie sich im Cityport – wie der Glaspalast in wohlklingendem Neudeutsch genannt wird – wie zu Hause im Wohnzimmer fühlen. Nur so sind die liebevoll gedimmten Lampen zu erklären, die nach Sonnenuntergang eine romantisch dämmrige Atmosphäre erzeugen. Der extensiv lernende Studi fühlt sich in Zeiten zurückversetzt, als er unter der Decke mit der Taschenlampe lesen musste.

Kuschel-Vorlesungen

Zu dieser Kuschelatmosphäre fehlt nur noch der Kaffee. Leider gibts im Cityport für fleissige Jungakademiker ab 16:30 Uhr keinen solchen mehr. Zum Glück liegt der Starbucks nur einen mittleren Fussmarsch entfernt. Wer nun denkt, dass einem dort ein Kulturschock droht, liegt gänzlich falsch. Das Klientel im Starbucks ähnelt dem der Cafeteria sehr stark. Businessmen und Studis müssen nämlich auch dort in der gleichen Schlange anstehen.

An der langen Schlange vor der Kasse und der damit verbundenen Körpernähe in der 10-Uhr-Pause gibt es nichts auszusetzen. Im Gegenteil, sie passt absolut in das Konzept Cityport. Denn auch die Atmosphäre während den Pflichtvorlesungen im einzigen «grossen» Hörsaal ist sehr kuschlig. Manche weigern sich, ihre Plätze in den Bankreihen mit ihren Kommilitonen zu teilen, und setzen sich auf einen Stuhl am Rande. Aber Achtung! Das ist brandgefährlich! Der Ordungsdienst weist die verklemmten Studis schnell mit Verweis auf feuerpolizeiliche Verordnungen zurecht. «Alles nur Schikane», dachten viele Studierende, bis die Situation doch brenzlig wurde und Hektik in den gemütlichen Alltag des Citypot brachte.

Feueralarm im Cityport

Die Idee, dem Cityport neben den Olivenbäumen auch sonst ein italienisches Flair zu verleihen, endete nämlich mit einem Feuerwehreinsatz. Während der Pizzawoche löste der überhitzte Ofen den Feueralarm aus, worauf man auf der gefährlich nahe an den Eingängen verlaufenden Strasse eine Parade der städtischen Feuerwehr bestaunen durfte. Verletzt wurde Gott sei Dank niemand.

Nur Professor Kriesis Mittagessen wurde gestört. Es wird gemunkelt, dass ihm darum sein Sandwich nicht gut bekommen sei. Er erholte sich aber schnell und stand schon in der Woche darauf wieder stramm vor den Polito-Studis und gewann souverän den allwöchentlichen Kampf mit dem Feedback produzierenden, ständig ausfallenden oder gar nicht erst funktionierenden Mikrofon.

Leider bekommt man das auf den Plätzen hinter den beiden mächtigen Säulen, welche im gleichen Raum die tiefliegende Decke vor dem Einsturz bewahren, gar nicht mit. ◊