Uni Zentrum?

Historische Persönlichkeiten äussern sich zu Studiums-Sorgen. Dieses Mal: Albert Hofmann.

20. Oktober 2010

Die Uni Zentrum dürfte eigentlich gar nicht existieren, und der Verkehr ist etwas Hochphilosophisches, so die Erkenntnisse meiner gestrigen Fahrradtour. Als ich morgens um halb zehn mit Luisa an die Uni Zentrum fahren musste, überlegte ich mir, inspiriert von Derridas Philosophie, wo denn eigentlich das Zentrum im Strassenverkehr sei. Immerhin handelt es sich beim Verkehr um ein Strassennetz mit einer Struktur. Jacques Derrida würde mir da bestimmt Recht geben, «doch», so würde er sagen, «es gibt kein Zentrum in den Strukturen dieser Welt.» Kaum zu glauben!

Luisa und ich fuhren quer durch die ganze Stadt und suchten nach dem Zentrum. Tatsächlich aber fanden wir nur Verkehrsknotenpunkte, sogenannte Kreuzungen. Egal, wo wir uns befanden, das Zentrum der Stadt schien aus unserer Sicht immer an einem anderen Ort. Die Kreuzungen verwiesen immer nur auf andere Strassen, Plätze und Kreuzungen, ein endloses Spiel in der Struktur der Strassen. Hmm, dachten wir, «warum aber heisst es dann «Uni Zentrum»? Und ist die Uni erst dann Zentrum, wenn ich mich dieses Zentrums entledige – ähnlich der Ethnologie, die als Wissenschaft erst entstehen konnte, als die europäische Kultur ihren Absolutheitsanspruch aufgab und sich dezentrierte?

Ich weiss es immer noch nicht. Wenn aber Derrida sagt, dass keine Struktur ein Zentrum hat oder die Struktur nie ein Zentrum hat, dann ist die Uni Zentrum entweder völlig unstrukturiert, oder es gibt sie gar nicht.