Er hat das LSD entdeckt und ist während seinem Trip Fahrradgefahren: Albert Hofmann. Christoph Senn

Sorgenbox

Historische Persönlichkeiten äussern sich zu Studiums-Sorgen. Dieses Mal: Albert Hofmann.

20. Oktober 2010

Lieber Albert,

Der Uni-Alltag ist öde und die Schwarzweiss-Power-Point-Folien langweilen mich. Wie bringe ich mehr Farbe in mein Studentenleben?

Rudolf Vollenweider

Ach, lasst mich doch endlich in Ruhe! Ich habe gegenüber euch Hippies immer wieder betont: Ich bin ein Chemiker und kein Guru. Ich wollte immer, dass das Lysergsäurediethylamid der Forschung dient und nicht nur für einen billigen Trip missbraucht wird.

Warum willst du deine Umwelt völlig anders wahrnehmen? Das Bewusstsein ist doch das grösste Geschenk des Schöpfers an den Menschen! Du solltest nicht blind durch das Paradies gehen, sonst landest du in der Hölle.

Aber ihr Hippies hört ja doch nicht auf mich. Nun, Ruedi, LSD kann dir bei der Erfüllung deines Wunsches tatsächlich helfen. Es bringt bei richtiger Dosierung Farbe in deinen öden Uni-Alltag. Aber denk daran, LSD hebt dich auf eine ganz neue, nie dagewesene Bewusstseins­ebene. Deshalb solltest du auf das Fahrradfahren verzichten, solange die pseudohalluzinogene Wirkung anhält. Diese kann Leben für immer verändern. Ruedi, denk nur an die Beatles! Mitte der 60er-Jahre waren das noch vier Jungs mit schwarzweis­sen Anzügen und Pilzhaarfrisur, die niedliche Popsongs von sich gaben. Später brachte man ihnen ein wenig LSD ins Aufnahmestudio, und es entstand das farbenfrohe, abgedrehte und schrille «Lucy in the Sky with Diamonds»!

Bei einem LSD-Trip an der Uni kann es schon sein, dass sich dein Hörsaal in eine grosse bunte und skurrile Zauberwelt verwandelt und dir dein Prof als eine groteske, bedrohliche Gestalt aus einem H.-R.-Giger-Film erscheint. Genussvoller Traum oder Horrortrip? Die richtige Dosierung ist entscheidend!

Albert Hofmann, * 11. Januar 1906 in Baden, Aargau † 29. April 2008 in Burg im Leimental. Der Chemiker ist der Erfinder des LSD und trug damit zum Zeitgeist der Hippiekultur bei.