«Die Leute haben Max-Havelaar-Kaffee nicht gerne», sagt Daniel Greminger. Corina Ernst

Fairtrade – nur, wenn es sein muss

Seit Jahren setzen sich Studierende dafür ein, dass die Uni-Mensen endlich Fairtrade-Kaffee anbieten. So langsam zeigen sich Erfolge.

20. Oktober 2010

Myriam Bschir ist enttäuscht. Im letzten Sommer hat sich die ehemalige Ethnologiestudentin mit zehn weiteren Studierenden engagiert, um in der Mensa Irchel Studierenden Fairtrade-Kaffee schmackhaft zu machen. Mit Werbematerial von Max Havelaar und fair gehandelten Produkten waren sie am Irchel präsent. Ihre Umfrage zeigte: Viele Studierende wussten nicht, dass am Irchel Max-Havelaar-Kaffee erhältlich war. Aber die Mehrheit würde ihn gerne trinken und dafür sogar mehr bezahlen. Ihre Resultate schickten sie einem Verantwortlichem der Mensakomission. Und hörten – nichts.

Kritik am Geschmack

In diesem Herbstsemester steht am Irchel in jeder Cafeteria weiterhin eine Maschine mit Max-Havelaar-Kaffee. Laut Daniel Greminger, Chef der Mensa Irchel, seien geschmackliche Mängel der Grund für kein breiteres Angebot: «Die Leute haben ihn einfach nicht gern», sagt er zum Fairtrade-Kaffee von Max Havelaar. Für andere Produkte sei die Verfügbarkeit nicht ausreichend. Dem widerspricht Katja Schmittner von Max Havelaar Schweiz: «Gerade beim Kaffee gibt es Röstungen mit dem Max-Havelaar-Label in sehr guter Qualität», sagt sie, «und die Produkte sind auch für die Gastronomie ohne Probleme erhältlich.»

Dieser Meinung ist offenbar auch der Chef der Mensa im Zentrum, Alfred Käger. Denn zurzeit läuft dort ein Versuch im Lichthof, wo Bio-Kaffee von Max Havelaar angeboten wird. «Wenn das Pilotprojekt gut läuft, führen wir ab Ende Jahr den Kaffee flächendeckend ein», verspricht Kläger. Bei fünf bis sechs Tonnen Kaffee im Jahr resultirten daraus Mehrkosten von rund 25’000 Franken. «Das tragen wir», beteuert er. Wegen des Geschmacks habe noch niemand reklamiert, die Qualität sei gut.

Ein harziger Weg

In Zürich sind Fairtrade-Produkte in der Mensakommission schon seit einem Positionspapier des Studierendenrats (StuRa) von 2007 ein Thema. Dass erst heute Bewegung in die Sache kommt, erstaune sie nicht, sagt Maresa Knaus, die für den Studierendenrat in der Mensakommission sitzt. «Da fehlt schon ein wenig das Interesse, etwas zu ändern. Es braucht immer Druck, bis etwas geschieht», beklagt sie. Argumente wie fehlende Verfügbarkeit von geeigneten Produkten oder höhere Preise lässt sie nicht gelten: «Häufig liegt es einfach am Willen.» Man stosse zwar auf offene Ohren, bis dann aber etwas umgesetzt werde, müsse man immer wieder nachhaken. Dieser Meinung ist auch Martin Wasmer, Mitglied des StuRa und auch bei der Aktion letzten Sommer am Irchel mit dabei: «So etwas ist immer ein recht harziger Weg», sagt er, «von Seiten der Mensa hat man zu Beginn abwehrend reagiert.» Dass nun der Versuch im Zentrum stattfindet, freut aber beide. Daniel Greminger hingegen, der Chef der Irchel-Mensa, ist von dieser Nachricht etwas überrascht: «Davon wusste ich nichts», sagt er, «aber falls das Projekt erfolgreich ist, besteht eine gute Chance, dass wir nachziehen.» Das freut auch Myriam Bschir: «Das klingt doch alles sehr gut», sagt sie. Ihre Bemühungen waren also nicht umsonst. ◊