Die Nachfolge des Rektors wurde bisher innerhalb der Uni geregelt. Samuel Nussbaum

Die Macht der Professoren bröckelt

Eine Parlamentarische Initiative will die Professorenschaft entmachten. Bald soll nur noch eine Findungskommission den Rektor der Uni Zürich wählen.

20. Oktober 2010

Im November könnte den Professoren ein weiteres Stücklein Macht genommen werden. Der Zürcher Kantonsrat, oberste Aufsichtsinstanz der Uni, stimmt dann über den Gegenvorschlag zu einer Parlamentarischen Initiative ab. Dabei geht es um grundlegende Änderungen beim Verfahren für die Wahl von Rektor und Prorektoren.

Die Rektorwahl lief bisher so ab: Der Senat, die grosse Versammlung aller Professoren und einiger Fakultätsdelegierter, schlug dem Universitätsrat einen Kandidaten (eine Kandidatin war es erst einmal) zur Wahl vor. Die Uniratsmitglieder werden vom Kantonsrat eingesetzt und üben die unmittelbare Aufsicht über die Universität aus. Meistens winkten sie den Vorschlag der Professoren durch.

Der Gegenvorschlag zur Initiative sieht nun vor, dass eine Findungskommission, die von einem Mitglied des Unirats geleitet wird, den Wahlvorschlag unterbreitet. Der Senat dürfte gemäss dem Initiativtext nur noch «Stellung nehmen». Mit anderen Worten: Die Professoren hätten fast nichts mehr zu sagen.

Auslöser waren Personalprobleme

Auslöser der Initiative waren die Querelen um den ehemaligen Rektor Hans Weder im Jahr 2005. Weder wurde kritisiert, weil sich angeblich Personalprobleme häuften. Im Kantonsrat wurde ihm Führungsunfähigkeit vorgeworfen. Bald griff die Diskussion auf das Wahlprozedere für das Amt des Rektors über: Der Senat als realer Machthaber in der Rektorwahl wähle einen aus seinen Reihen. So sei nicht garantiert, dass auch der fähigste zum Unikapitän gewählt werde, und Kandidierende aus anderen Unis hätten kaum eine Chance. Dass internes Gemauschel unterbunden werden soll, ist zu befürworten. Aber unter vielen Studierenden löst der Gegenvorschlag Besorgnis aus. Gerade an der Philosophischen Fakultät wird befürchtet, dass Führungspersonen von aussen die Uni stärker nutzungsorientiert ausrichten wollen. «Wir hätten lieber einen Akademiker in der Unileitung als einen vom Paradeplatz», lautet der Konsens.

Tatsächlich ist im Initiativtext nur sehr schwammig bestimmt, wer in dieser entscheidungskräftigen Findungskommission sitzen würde. Gemäss dem neuen Paragraphen im Universitätsgesetz müsste der Einsitz von Senatsangehörigen gewährleistet werden. Es ist aber sehr ungewiss, ob auch Privatdozierende, Assistierende und Studierende in die Kommission aufgenommen würden.

Allerdings haben die Stände bereits beim derzeitigen Wahlmodell nicht viel zu sagen: Im Senat sitzen neben den rund 500 Professoren lediglich je sieben Privatdozierende und Assistierende sowie 14 Studierende.

Einsatz erst 2012

Der Ausgang der Abstimmung ist ungewiss, die Lager im Kantonsrat sind gespalten. Zünglein an der Waage werden wohl die Mitteparteien spielen, welche aber eher zu einer Annahme tendieren dürften. Zum Einsatz käme das neue Wahlprozedere doch sowieso erst 2012. Auf Bitte des Unirats hat sich der derzeitige Rektor Andreas Fischer entschlossen, eine halbe Amtszeit anzuhängen. Wie sein Nachfolger bestimmt wird, entscheidet sich bald im Kantonsrat.