Editorial #4/10

Editorial

24. September 2010

Da seid ihr nun also, ihr Erstsemestrigen. Aus dem Seefeld und – noch schlimmer – Zollikon kommt ihr her. Die Gymiprüfung habt ihr damals nur bestanden, weil eure Eltern ihren Arsch voll Kohle haben. Sie haben euch durch die Schulzeit gepeitscht mit teuren Nachhilfekursen. Aber nehmt euch in Acht. Hier ists vorbei mit der Herrlichkeit. Jetzt werdet ihr so richtig gefordert. Es ist nicht mehr hip, wenn Mama euch mit ihrem BMW X5 zur Schule fährt. Und in vielen Hörsälen gibts keine Fensterplätze. Jetzt werden eure sozialen Kompetenzen gefordert und die messen sich nicht an eurem Facebook-Profil, das ihr auf eurem iPad betrachtet. Und schon gar nicht an der Anzahl der Kontakte in eurem BlackBerry Messenger. Wenn ihr euch nicht mit Mitstudierenden in Lerngruppen zusammenschliesst, wird es bitter. Ein kleiner Gratistipp: Schliesst euch mit den Bündnern, Aargauern, Baslern und anderen Bauern zusammen, die fühlen sich hier im urbanen Zürich nämlich genauso verloren.

Aber jetzt mal im Ernst, ganz so schlimm ist es ja doch nicht. Herzlich willkommen an der Uni und ETH! Diese Hochschulen sind der reinste Vergnügungspark, ihr müsst es nur richtig anpacken. Natürlich erwartet euch dank Bologna schon bald eine ganze Reihe von Prüfungen, in denen ihr unnützes Wissen aufs Blatt kotzen müsst. Aber hier wird euch mehr geboten, ihr müsst es euch nur nehmen. Bucht Wahlmodule, lest nebenbei – und zwar nicht nur (aber auch!) die ZS – und entdeckt den Wert der Bildung. Steht auf, wenn euch etwas nicht passt. Ruft aus, wenn euch der Professor langweilt. Ihr seid nicht nur dafür verantwortlich, wie lange ihr hier bleibt, sondern auch, wie sehr es euch gefällt. Viel Spass!

Corsin Zander, Redaktionsleiter