PD

Welterfahrung

Die Wand

23. September 2010

Vor der gemalten Welt können wir nicht fliehen. Zusammen mit Luisa, meinem Fahrrad, habe ich versucht, dieser gezeichneten, konstruierten und erfundenen Welt davon zu radeln, doch ich fuhr letztlich wieder mitten in eine Problemkonstruktion. Just in dem Moment, da ich meine Füsse auf den Pedalen hatte und also nicht als Fussgängerin definierbar war, identifizierte mich ein auf beiden Füssen stehender Mann als Fehler auf dem System des Gehweges. Diesen Fehler wollte der Herr aus der Welt schaffen. Mit Geschick positionierte er zwei ältere Damen und seine Wenigkeit der Breite nach auf dem Gehweg bei einer Bushaltestelle. Mit Luisa gab es kein Durchkommen mehr. Also bremste ich vor der Wand ab und bat den Herrn, mich vorbei zu lassen. Daraufhin meinte er sichtlich erregt, dass ich auf die Strasse gehöre und hier nur für Fussgänger Platz sei. Dass es angesichts der menschlichen Wand für mich keinen Platz mehr gab, leuchtete mir sofort ein, nicht aber, dass die drei stehend auf einem Gehweg waren und also hätten gehen müssen. Glücklicherweise fuhr der Bus bald ein und die drei stiegen zu. Das Problem löste sich in Nichts auf und ich konnte zu meinem Hauseingang.

Vielleicht sollte ich in Zukunft jene Fussgänger überfahren, die nicht über den gemalten Fussgängerstreifen gehen. Oder ich könnte den Autos, die markierte Fahrradwege blockieren, mit meinem Eisenschloss eine Beule verpassen. Möglich wäre aber auch, die auf den Boden gemalte Welt nicht ganz so ernst zu nehmen.