So macht Turnen keinen Spass. Corina Ernst

Pannen, Pech und Pleite

Nach nur einem Jahr ist die neue Sporthalle der ETH am Hönggerberg schon wieder geschlossen. Schon die Bauarbeiten verliefen alles andere als glatt.

23. September 2010

Seit dem Jahrhundertregen vor mehr als zwei Monaten ist das Sport Center Science City der ETH nicht mehr benutzbar. Das Wasser sammelte sich am Käferberg und floss geradewegs in die nagelneue Sporthalle am Hönggerberg. Die Schäden gehen in die Millionen.

Der Pleitegeier kam

Das 31-Millionen-Objekt sollte ein Prestigebau für die entstehende Science City sein. 12 Millionen sponserte die ZKB. Im Herbst 2006 war Spatenstich.

Doch nach weniger als einem Jahr standen die Bagger wieder still. Der Generalbauunternehmer, die Mobag AG, war pleite. Und weil die Mobag Konkurs erst dann anmeldete, als nur noch Kleingeld in den Kassen war, ist ein Grossteil der Gelder von den Bauherren wohl verloren. Nicht so im Falle Hönggerberg, sagt Sprecher Roman Klingler. «Wir verfügen über eine Erfüllungsgarantie.» Da das Konkursverfahen noch am Laufen sei, könne man nicht sagen, ob die Versicherung sämtliche Kosten decke. «Der finanzielle Schaden für die ETH hält sich auf jeden Fall in Grenzen», versichert Klingler.

Durchblick in der Garderobe

Mit sechs Monaten Verspätung wurde die Sporthalle im März 2009 fertiggestellt. Und doch war sie immer noch nicht ganz brauchbar.

Kleine, aber ärgerliche Baumängel machten dem ASVZ das Leben schwer. Da waren erstens die Garderoben der Männer und Frauen, die jeweils gegenüberlagen. Kurz vor der Eröffnung stellte man fest: Wenn beide Türen offen waren, fiel der Blick in die andere Garderobe genau an jene Stelle, die zum Abtrocknen nach dem Duschen gedacht war. Man wechselte die Zuteilung der Garderoben und baute zwei Pissoirs um, wie ETH-Sprecher Klingler bestätigt.

Zweitens war da der Hallenboden. Wegen seiner grellen Farbe sahen die Unihockeyspieler die weissen Bälle und Banden nur mit Mühe. Sie schlugen mit den Stöcken ins Leere und strauchelten über die Seitenbanden.

Man kaufte also schwarze Bälle. «Wir markierten zudem Boden und Wände mit Linien und Figuren», sagt Kaspar Egger, Präsident des ASVZ. ETH-Sprecher Klingler meint dazu: Kinderkrankheiten seien bei grossen Neubauten nichts Aus­sergewöhnliches.

Von vorne beginnen

Gemäss Klingler wird die Halle erst ab der zweiten oder dritten Semesterwoche wieder geöffnet. Ob nur der aussergewöhnlich starke Regen oder auch ein Baufehler für den Wassereinbruch verantwortlich war, kann man gemäss dem ETH-Sprecher noch nicht sagen. «Wir konzentrieren uns jetzt auf die anstehenden Reparaturarbeiten.» Der ETH (wir merkten es während der Recherche) ist die ganze Geschichte scheinbar schauderhaft unangenehm.

Für den ASVZ ist die Zwangspause im Wachstumscampus ein Ärgernis. Einige Veranstaltungen fanden Platz in anderen ASVZ-Hallen, viele fielen buchstäblich ins Wasser. «Die Aufbauarbeit am Hönggerberg beginnt nun fast wieder von vorn», bedauert Kaspar Egger. ◊