Luna sitzt - von Amar verlassen - am Wasser. Gibt es noch Hoffnung? PD

Na Putu

23. September 2010

Film

Sarajevo, die pulsierende Hauptstadt Bosniens, birgt als Schmelztiegel gegensätzlicher Kulturen viel Energie in sich. Hier werden Feste ausgelassen gefeiert, und doch bleibt am Ende ein schaler Nachgeschmack. Der Krieg ist zu präsent, als dass sorgenlose Freude Platz hat. Trotz dieses Schauplatzes ist in «Na Putu», dem neuen Film von Jasmila Zbanic, von Hektik keine Spur. Die bosnische Regisseurin räumt ihren Szenen viel Zeit ein, dadurch gewinnt der Film an Ruhe.

Das Liebespaar Luna und Amar hat es geschafft. Es führt ein Leben voller Freiheit. Als Flight Attendant ist Luna viel unterwegs, und Amar trinkt gerne über den Durst. Ihre Liebe ist unbelastet, offen und ehrlich. Dann trifft Amar auf Bahrija, seinen ehemaligen Kameraden aus dem Krieg, und sein Leben verändert sich grundlegend. Er hätte ihn kaum wieder erkannt: Mit langem Bart und Takke auf dem Kopf verweigert Bahrija Luna den Handschlag. Er hat den Weg zu Allah gefunden. Amar ist fasziniert von Bahrijas Gottesfurcht. Je mehr er selbst zum Gläubigen wird, desto weiter entfernt er sich von seiner Geliebten. Diese begegnet ihm kühl und reserviert. «Komm zurück», ruft Amar, als sie ihn verlässt. Luna ist hin und hergerissen. Sie liebt Amar, spürt aber je länger je mehr, dass sie von Allah aus seinem Leben verdrängt wird. Luna ist dafür zu emanzipiert und weiss, dass der Graben zwischen ihnen zu gross geworden ist. «Komm du zurück zu mir», antwortet sie und macht kehrt.

Der Krieg liegt wie ein Schatten über seinen Kindern, die Geborgenheit suchen. Amar findet sie bei Allah, Luna verliert sie mit Amar. Der Film ist voller Gegensätze, wie sie auch die bosnische Sprache in sich trägt. Mal roh, herb und dann wieder poetisch.

Wann: Ab 7. Oktober

Wo: Arthouse-Kinos