Die ETH freut sich über die Millionen des Blatter-Imperiums. Tomas Fryscak

FIFA sponsert neuen Lehrstuhl

Der Weltfussballverband investiert in die ETH. «Knorpel Engineering und Regeneration» heisst die von der FIFA ermöglichte neue Assistenzprofessur.

23. September 2010

Mit fünf Millionen Franken beteiligt sich die FIFA an einem Lehrstuhl in Medizintechnik. Zehn Jahre lang will der Fussballverband jährlich 500’000 Franken investieren, wie er in einer Medienmitteilung verlauten lässt.

Die ETH zeigt sich erfreut. «Die Partnerschaft mit der FIFA ist für die ETH und insbesondere das Projekt Medizintechnik wichtig», sagt Corinna Adler, Projektleiterin Medizintechnik der ETH Zürich Foundation. Die FIFA habe als Erste in dieses junge Projekt investiert und ihm so zusätzlichen Schub verliehen.

Kritisch bleiben

Nicht so euphorisch zeigt sich Jakob Tanner, Professor für Geschichte der Neuzeit. «Die Entwicklung von privaten Investitionen an Hochschulen muss man im Auge behalten und kritisch betrachten», sagt Tanner. Grundsätzlich verteufeln müsse man sie aber nicht. Auch die SBB und die Post finanzieren Professuren.

Solche Gelder aus öffentlichen oder privaten Unternehmen würden nicht nur Vorteile bringen, sondern auch Gefahren bergen. «Der Beitrag der FIFA beträgt knapp einen Drittel. Den Rest der Finanzierung für diesen Lehrstuhl übernimmt die ETH», erklärt Adler. Dies sei ein gängiges Finanzierungssystem, welches die Forschungsfreiheit garantiere. «Dass diese garantiert ist, ist auch ein Muss», betont Tanner.

Vier Bedingungen nennt er, welche bei Investitionen aus der Privatwirtschaft erfüllt sein sollten. Erstens müsse die Freiheit in der Personalpolitik erhalten bleiben. Zweitens sollten Forschungsthemen weiterhin frei gewählt werden können, und drittens müssten die Forschungsresultate weiterhin publiziert werden. «Es darf keine Geheimstudien geben», betont Tanner. Viertens müsse die Finanzierung stets transparent sein. «Aus meiner Sicht sind diese Punkte bei der Investition der FIFA erfüllt», sagt er.

ETH – Kanton Zürich 5’000’000 : 0

Trotzdem warnt Tanner vor «Mäzenatentum»: «Es gibt immer wieder Probleme mit von aussen finanzierten Lehrstühlen.» Ein Extrembeispiel sei das Adolphe-Merkle-Institut für Nanotechnologie an der Universität Fribourg. Tanner erzählt: «Herr Merkle stiftete hundert Millionen Franken und wollte dann sein Lebensprojekt verwirklichen. Er kommandierte die Forschung herum und es kam prompt zu heftigen Reaktionen und Entlassungen.» So alarmierend ist die Situation an der ETH nicht. «Der Anteil der privaten Finanzierung liegt bei ein bisschen mehr als acht Prozent. In St. Gallen beträgt er rund 50 Prozent», so Tanner.

Ganz ohne Kritik bleibt er gegenüber der FIFA und ihrer Investition aber nicht. Der Betrag, welchen die FIFA an die meist staatlich finanzierte ETH leistet, sei relativ klein – gemessen an der ganzen Projektgrösse. Trotzdem erhalte sie für ihre Fünf-Millionen-Investition dank geschicktem Marketing eine grosse mediale Resonanz und könne so ihr Ansehen polieren. «Selbst die ZS berichtet darüber», betont er. Dies sei störend, wenn man bedenke, dass die FIFA stark von der öffentlichen Hand profitiere, aber keine Steuern bezahle. Steuern, die auch der Bildung zugute kommen würden. ◊