Präsident des Stifungsrates: Adrian Joss. PD

«Wir müssen diese Strategie in Frage stellen»

In der letzten Ausgabe berichtete die ZS über die Irrungen und Wirrungen bei der Zentralstelle. Der neue Präsident, Adrian Joss, blickt kritisch zurück und schaut zuversichtlich in die Zukunft.

18. Mai 2010

Adrian, die Zentralstelle hat im vergangenen Jahr 400'000 Franken Verlust gemacht. Welche Konsequenzen zieht der Stiftungsrat?

Die erste Konsequenz haben wir gezogen. Wir haben einen neuen Geschäftsführer. Zurzeit hat die Zentralstelle zwei Hauptprobleme: Erstens hat es in letzter Zeit ungewöhnlich viele Personalwechsel gegeben, zweitens hat die Zusammenarbeit zwischen den Bereichen ungenügend funktioniert. Der neue Geschäftsführer arbeitet mit seinem Team momentan daran, dies zu ändern.

Rechnet ihr damit, in diesem Jahr wieder in den schwarzen Zahlen zu landen?

Für dieses Jahr ist es unwahrscheinlich. Veränderungen brauchen ihre Zeit, die Wirtschaftskrise hält weiter an. Aber der nächste Jahresabschluss soll wieder positiv sein, das ist unser erklärtes Ziel.

Wie erreicht ihr wieder die Gewinnzone? Gibt es Umstrukturierungen oder Entlassungen im Betrieb?

Weder noch. In den vergangenen Jahren fuhr die Zentralstelle eine Wachstumsstrategie, die Umsätze schmolzen aber stetig. Wir müssen diese Strategie nun in Frage stellen. In erster Linie wollen wir den Studierenden gute und preiswerte Dienstleistungen und Produkte anbieten – wie es dem Stiftungszweck entspricht. Die Website der Arbeitsvermittlung erhält ein neues Design und zusätzliche Funktionen, beispielsweise kann man sich als Stellensuchender ein Profil anlegen. Die Druckereien sollen künftig auch Bücher drucken und einen Layout-Service anbieten. Zurzeit arbeitet die Geschäftsleitung die Konzepte dazu aus.

Apropos Management: Bei der Auswahl der Führungskräfte hat der Stiftungsrat ja nicht immer ein glückliches Händchen bewiesen. Habt ihr euch den neuen Geschäftsführer genau angeschaut?

Michel Fischer hat das volle Vertrauen des Stiftungsrats. Durch seine ehemalige Tätigkeit als Geschäftsführer des Executive MBA der Universität Zürich kennt er die Uni sehr genau. Wir haben die Wahl mit einem externen Berater durchgeführt und die Bewerber einem Assessment unterzogen.

Trotzdem bleibt das Problem, dass ein mehrheitlich studentisch besetzter Stiftungsrat ein Profi-Management beaufsichtigen muss. Hat sich der StuRa als Wahlorgan des Stiftungsrats oder der Stiftungsrat selber darüber Gedanken gemacht?

Der StuRa hat die reguläre Amtszeit der Stiftungsräte von einem auf zwei Jahre erhöht. Das ist ein erster Schritt. Wir weisen in den Gesprächen mit den Kandidaten zudem darauf hin, dass sie ihr Amt im Idealfall während vier oder fünf Jahren ausüben sollten. Es braucht ein oder zwei Jahre, bis erfahrene Stiftungsräte ihr Know-How an neue Räte vermittelt haben. Es bringt nicht viel, wenn ein Stiftungsrat sein Amt nur ein Jahr ausführt – wie das in der Vergangenheit ab und zu vorgekommen ist. Auch wichtig ist, dass sich Kandidaten für das Amt zuerst informieren, was sie erwartet. Wenn man beispielsweise keine Lust hat, Bilanzen zu lesen, soll man es bleiben lassen.

Nach dem umstrittenen Abgang der letzten Geschäftsführerin und dem Rücktritt von drei Stiftungsräten schienen einige im StuRa das Gefühl zu haben, dass gewisse Personen den Stiftungsrat als Sandkasten für Manager-Spielchen benutzen.

Das stimmt nicht. In der Urkunde sind die Kompetenzen von Stiftungsrat und Geschäftsleitung klar geregelt. Die kantonale Stiftungsaufsicht überwacht zudem die Arbeit des Stiftungsrates sehr genau. Auch haben wir einen Vertreter der Universität im Stiftungsrat. Im Unterschied zu anderen Gremien kann man aber im Stiftungsrat nicht nach der politischen Angehörigkeit abstimmen. Schliesslich trägt man eine grosse persönliche Verantwortung.

Das scheint nicht sehr gefragt zu sein. Die Ersatzwahlen für die Zurückgetretenen waren Stille Wahlen.

Man rennt uns nicht die Türen ein – aber das ist ein allgemeines Problem in der Unipolitik, das durch die Bologna-Verschulung noch zusätzlich verschärft wurde. Viele wollen heute ihr Studium möglichst rasch durchziehen. Aber ich sage mir: Wir werden arbeiten müssen, bis wir 70 sind – was macht es da für einen Unterschied, ob man fünf oder sechs Jahre studiert?