Vera (Carolin Conrad) und Michael (Markus Scheumann). Matthias Horn

Malaga

18. Mai 2010

Theater

Bei lauschiger Klaviermusik geht das Licht an. Der Geruch frischer Blätter erfüllt den Saal. Eine märchenhafte Stimmung. Ein schier undurchdringlicher Wald bestimmt das Bühnenbild (Bettina Meyer). Mitten drin auf einem kleinen Podest spielt sich eine eigentlich unwirkliche Geschichte ab. Doch die Figuren in Lukas Bärfuss’ Dreipersonenstück «Malaga» entsprechen unserem Zeitgeist, und so wirkt das Geschehen real. Vera (Carolin Conrad) und Michael (Markus Scheumann) stecken mitten in der Scheidung. Während er an eine bedeutende Konferenz muss, möchte sie das Wochenende mit ihrem neuen Freund in Malaga verbringen. Dazwischen steht die siebenjährige Rebekka. Der 19-jährige Alex (Jirka Zett) soll auf das Kind aufpassen. Doch ein junger Mann kommt für Michael keinesfalls in Frage. Vera und Michael verhandeln in abgehackten, kriegerischen Dialogen die Verantwortung für die gemeinsame Tochter. Sie einigen sich nicht und übertragen die Verantwortung letztlich doch auf Alex.

Auch für den angehenden Filmstudenten Alex steht die Selbstverwirklichung über allem. Rebekka ist für ihn eine Möglichkeit, Geld zu verdienen, für die Eltern an diesem Wochenende ein Hindernis. Rebekka selbst erscheint nie auf der Bühne und wird auch nicht nach ihrer Meinung gefragt. Eine tragische Konstellation, und dennoch wird sowohl auf der Bühne als auch im Publikum immer wieder herzlich gelacht.

Das Wochenende wird zur Katastrophe. Am Ende geht in einer erdrückenden Stille das Licht langsam aus – und spätestens dann lacht niemand mehr. Das Publikum schluckt leer und klatscht nur zögerlich. Es bleibt ein schaler Nachgeschmack.

Wann: 9. Juni, 20 Uhr.

Wo: Schauspielhaus Zürich

Verlosung: Gewinne 3x2 Tickets

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Teilnahme möglich bis zum 5. Juni