Das neue Buch von Pedro Lenz. PD

Der Goalie bin ig

Buch

18. Mai 2010

Der neue Roman von Pedro Lenz liest sich wie ein Song aus dem Munde Endo Anacondas. Das vierte Werk aus der Reihe «edition spoken script» ist in Berner Mundart verfasst. In «Der Goalie bin ig» erzählt ein Ex-Junkie aus Schummertal seine Vergangenheit so lebensnah und authentisch, dass man sofort das Gefühl bekommt, man sitze ihm in irgendeiner Dorfspunte direkt gegenüber und lausche seinen vielen kleinen Geschichten. Wie bei einem Puzzle fügen sich nach und nach die Erzählungen von der Prügelei unter Schuljungen, über die Konflikte mit dem besten Freund bis hin zur unerfüllten Liebe zu einem Gesamtbild einer kleinen Welt im bernischen Mittelland. Diese ist melancholisch mit Fehlern, mit Bünzlitum und mit durchschnittlichen Dorfbewohnern. Jeder glaubt, alles über den anderen zu wissen und versteht trotzdem das Handeln und Denken seiner Mitmenschen nicht. Pedro Lenz gelingt es, dieses allzu menschliche Verhalten zu porträtieren.

Wie im richtigen Leben sind auch die Figuren im Roman ambivalente Charaktere. Doch gerade ihre Fehlerhaftigkeit macht die Spannung aus und regt zum Nachdenken an. Der Wunsch nach einem perfekten Leben wird nicht erfüllt. Sei es durch Schönreden, durch Flucht in ein vermeintliches Paradies oder durch Wegschauen, der Versuch, der Realität zu entwischen, scheitert. Die Figuren müssen lernen, mit ihrem Alltag umzugehen, genauso wie der Leser akzeptieren muss, dass der Protagonist auch nur ein Mensch ist, der seine Geschichte loswerden will. «Der Goalie bin ig» ist zweifellos eines dieser Bücher, bei denen man an einem regnerischen Sonntag lieber im Bett bleibt und es nicht mehr aus der Hand gibt, bis der Alltag einen schliesslich doch wieder einholt.

Pedro Lenz, Der Goalie bin ig

Erhältlich im Verlag Der gesunde Menschenversand

Kartoniert, 183 Seiten