Martin Stamm, Co-Geschäftsleiter Woko. Sabina Galbiati

Tausende Zimmer entstehen bis 2015

Die Wohnungsnot ist ein Dauerdilemma für etliche Studierende. Zimmer in der Stadt müssen nicht eng und überteuert sein. Woko-Präsident Martin Stamm.

28. April 2010

Herr Stamm die Woko hat sich hohe Ziele gesetzt: 3000 Zimmer für die Studierenden bis 2015. Ist das realistisch?

Das ist durchaus realistisch. Momentan verfügen wir über 1700 Zimmer. Die Stiftung für studentisches Wohnen (SSWZ) realisiert Um- und Neubauprojekte für die Woko. Zur Zeit sind vier grössere Projekte am Laufen. In Science City sollen vorerst 450 Zimmer entstehen. Auch im Zollfreilager und in Affoltern sind neue Bauten mit insgesamt 700 Zimmern geplant. Der Bülachhof wird bis September 2011 einzugsbereit sein. Dort stellt die Woko 180 neue Zimmer zur Verfügung.

Ein Neubau kostet zwischen 30 und 50 Millionen Franken. Woher nimmt die SSWZ das Geld?

Die bisher verwirklichten Projekte wurden von der ETH und der Universität Zürich, dem Bund, dem Kanton, der Stadt Zürich und der Woko mit erheblichen finanziellen Beiträgen unterstützt. Die Stadt ist ein willkommener Geldgeber. Das macht sie in Form eines Jugendwohnfonds, also einer Kasse, auf die der Gemeinderat Geld einzahlt. Im Moment ist man dran, diesen Fond mit 20 Millionen Franken aufzustocken. Bei den vielen Projekten könnte dieser aber in 2 oder 3 Jahren schon wieder leer sein, die Stiftung gibt ziemlich Gas. Auch die Organisationen der Studierenden und ehemaligen Studierenden steuerten im Rahmen ihrer Möglichkeiten Unterstützung bei.

Weshalb lagert die Woko den Neuund Umbau in die SSWZ aus? Bedeutet das nicht zusätzliche Bürokratie, die man sich sparen könnte?

Ja und nein. Die SSWZ kauft selten Liegenschaften auf. Sie baut selber. Die Woko, so wie sie aufgebaut und gegründet wurde, soll Wohnraum verwalten und den Studierenden zugänglich machen. Es ist nicht unsere Aufgabe zu bauen. Die Stiftung hat seit den 80ern rund 100 Millionen Franken in Liegenschaften investiert. Das birgt grosse finanzielle Risiken. Es ist besser, wenn dieser Teil ausgelagert wird. So verhindert dieWoko auch Mieterhöhungen. Das ganze finanzielle Risiko trägt die Stiftung. Sie muss aber auch keine Rücksicht auf Mieter nehmen. So gesehen machen die zwei Standbeine sehr wohl Sinn.

In Zürich wird es immer zu wenig Wohnraum geben, egal, wie viele Zimmer die Woko zur Verfügung stellt. Fühlt man sich bei dieser Arbeit nicht wie Sisyphos, der sein Ziel nie erreichen wird?

Unsere Arbeit ist keine Sisyphosarbeit. Klar, wir müssen viele Studierende abweisen, aber für Erstsemestrige aus dem Bündnerland oder dem Tessin, die in Zürich noch kein Bezugsnetz haben, sind wir eine gute Anlaufstelle. Gerade solchen Studierenden bieten wir die Möglichkeit ein Zimmer zu mieten. Zudem dürfen wir nicht vergessen, die sehr billigen Mietzinsen kommen auch zustande, weil wir keine Leerstände haben. Es gibt ja nicht nur uns. Es gibt auch andere Stiftungen, die das gleiche Kundensegment bedienen. Alles in allem kommt man so bis 2015 auf 4500 Zimmer.

In der Stadt liegt die durchschnittliche Miete für ein Zimmer mit 15 Quadratmetern bei 700 Franken inklusive Nebenkosten. Welche Alternative bietet die Woko?

Wir haben mit der Stadt sehr günstige Mietverhältnisse, weil sie uns Liegenschaften zur Verwaltung abgibt. Dadurch liegt unser Schnitt bei 460 Franken für 14 bis 15 Quadratmeter. Da sind auch die ganzen Nebenkosten schon drin.

Im Zuge von Bologna können die Studierenden nicht mehr so viel arbeiten. Ihr Budget ist knapper. Sind dadurch mehr Personen auf Organisationen wie die Woko angewiesen?

Wir führen keine Wartelisten. Daher weiss ich auch nicht, wie viele Leute effektiv ein Zimmer suchen und ob diese Zahl seit der Bolognareform zugenommen hat. Für uns stellt sich vielmehr die Frage, ob wir auf Dauer noch das Angebot, ein Zimmer für 500 Franken, halten können.

Und die Antwort?

Naja, Zürich hat ein Problem mit dem Wohnungsmarkt. Da steigen die Preise nur schon wegen der Nachfrage. Es ist kaum noch möglich, in der Stadt Boden für Bauprojekte zu finden. Eine Möglichkeit ist die Peripherie. Wir verlagern unsere grossen Projekte beispielsweise nach Affoltern. Dort kann man noch bauen und der Mietzins ist etwas niedriger.

Links

www.woko.ch