Editorial #1/10

Editorial

5. März 2010

Es gibt diese Momente im Leben, die ganz besonders sind. Gerade letzte Woche hatte ich so einen. Als Journalist habe ich natürlich Freude an der Sprache. Nicht immer zwar, denn manchmal sitzt du einfach vor dem leeren .doc-File und die Finger tippen nur Phrasen, das unschöne Wörtchen «man» und Passivkonstruktionen. Aber ab und zu beschert auch die Sprache dem Schreibenden einen dieser glücksvollendeten Momente.

Es kam so: Ich war gerade dabei zu beobachten, wie sich so ein dunkelhäutiger Latino eine Latte rubbelte. Und weil das schon die xte Latte an diesem Abend war, beschloss ich, halt mal etwas über Latten zu schreiben. Das fand die Redaktion dann aber nicht lustig und ich musste die Latten wieder streichen. Nun sind noch zwei Latten drin, und die findet ihr auf Seite 21. Es geht dort nicht nur um gerubbelte Latten, es geht auch um die Frage, wie man überhaupt auf die Idee kommt, sich vor einem weltweiten Publikum eine Latte zu rubbeln. Hofft man da auf grossbusige, entblösste Russinen? Hoffen männlich orientierte Masturbierer auf andere männliche Rubbler zu treffen? Und bevor glüschtlige Leser jetzt auf die Idee kommen, dass diese Nummer ein Porno-Spezial geworden ist: Nein, es geht auch noch um Studentenverbindungen (Seiten 10–14), unseren Rektor, der sich versteckt (Seite 5) und um eine verfasste Studierendenschaft (Seiten 24–27).

Aber eben, der Satz. Zu behaupten, der wäre mir «gelungen», ist wohl vermessen und ich bin auch nicht stolz drauf. Er ist kein Glanzstück der deutschen Literatur. Er ist einfach so hingepflotscht, auf einmal stand er da, ich mochte ihn auf der Stelle und konnte ihn nicht wieder hergeben. Weil er so schön doppelt doppeldeutig ist.

Welcher es ist, das müsst ihr schon selbst herausfinden.

Lukas Messmer, Redaktionsleitung