Der Arbeitsplatz ist heiss und dampfig. Lukas Messmer

Wellen von Ungesättigten

Schöpfen, Kochen, Abwaschen. Der Andrang ist gross und wer am Tresen schöpft, muss schnell sein. Unsere Reporterin gab ihr Bestes.

2. März 2010

Es ist Donnerstagmorgen und ich haste zur Busstation. Dank guten Verbindungen bin ich in kurzer Zeit an der Universität Irchel angekommen. Ich bitte eine Angestellte der Cafeteria beim Haupteingang der Mensa, dem Betriebsleiter Daniel Greminger meine Anwesenheit zu melden. Agnes Pfiffner, Stellvertretung der Betriebsleitung, empfängt mich und führt mich in die Katakomben der Mensa. Hier kriege ich ein weisses Mensa-Hemd mit kurzen Ärmeln, eine blaue Schürze mit zu langen Kordeln und ein blaues Halstuch verpasst. Diese Uniform sitzt nicht wie angegossen, sie ist etwas weit, aber zweckmässig.

Mit dem Lift fahren wir direkt in die Mensa hinauf. Nach dem Händewaschen fällt mir ein Tisch auf, der mit einer Plane überdeckt ist. Dort werden die Beispielteller der aktuellen Menüs fotografiert. Die Fotos dienen dann auf verschiedenen Bildschirmen den hungrigen Studierenden als Entscheidungshilfe. Bis zur offiziellen Öffnungszeit um elf Uhr informiert der Küchenchef alle über die aktuellen Menüs. Ich werde dem Menü eins als Schöpfkraft zugeteilt.

Handschuhe wie Mickey Mouse

Kaum vertraut mit den Abläufen am Ausgabetresen, komme ich mir am Anfang linkisch und ungeschickt vor. Aus-serdem fürchte ich ständig, einen Teller fallen zu lassen. Geduldig zeigt mir Pfiffner, wie man am effizientesten die Portionen schöpft. Bereits nach einigen fertig hergerichteten Tellern werde ich sicherer und schneller. Mittlerweile bilden die hungrigen Studierenden eine lange Schlange. Jetzt heisst es flott mit anpacken.

Ein Teller nach dem anderen geht über die Durchreiche. Da die Teller sehr heiss sind, bewähren sich die weissen Baumwollhandschuhe, die an diejenigen von Mickey und Minnie Mouse erinnern und einen unhandlichen Eindruck machen. Überhaupt ist es sehr heiss hier. Wie gut, dass die Uniform nur kurze Ärmel hat!

Stau bis zur Treppe

Obwohl das Schöpfen reibungslos geht, greift mir doch ab und zu ein Angestellter über die Arme und vermittelt mir so den Eindruck, in punkto Schnelligkeit hinterherzuhinken.

Als sich der Stau am Ausgabebereich wieder gelichtet hat, tritt Betriebsassistentin Ruth Zumsteg zu mir und bemerkt, dass es heute noch recht ruhig sei. Während des Semesters stauten sich die Gäste bis an die Treppe beim Mensaaufgang. Trotz zügigem Ablauf gebe es schon Leute, die sich ab und an beschweren würden, aber das gehöre nun mal dazu. «Wir können eben auch nicht schneller schöpfen», sagt sie entschuldigend. Kaum haben wir unseren kleinen Schwatz beendet, rollt schon die nächste Welle von Ungesättigten heran und verlangt meine volle Aufmerksamkeit.

Beim Herrichten der Teller kriege ich mit, dass sich der Menusalat an den Ausgabestationen dem Ende zuneigt. «Sie können mir beim Salat helfen, damit sie etwas Abwechslung haben» schlägt mir Zumsteg vor. Ich soll den frischen Mischsalat auf die verschiedenen Portionenschälchen verteilen. Ich streife mir Einweghandschuhe aus Plastik über und fülle die Schälchen wortlos mit Salat.

Knochenjob im Semester

Nachdem ein Koch meine Aufgabe übernommen hat, fahre ich mit Greminger per Lift in den Küchenbereich hinunter. Es herrscht geschäftiges Treiben. Auf der einen Seite des Raumes werden die Tabletts mit den leer gegessenen Tellern auf einem Wendelförderband langsam von der Mensa in die Spülküche hinunter transportiert. Fleissige Hände sortieren das schmutzige Geschirr.

In einer anderen Ecke kommen frisch gespülte Gläser, Tassen und Teller auf einem Förderband aus der Spülmaschine und werden in Geschirrharrassen gesammelt. «Während dem Semester ist es ein Knochenjob», meint Greminger. Die Erkundung eines weiter hinten liegenden Raumes fördert eindrücklich grosse Herde und Bottiche zutage, in denen das Essen täglich zubereitet wird. In der Grossküche der Universität Irchel wird aber nicht nur für den Hausgebrauch gekocht. Von hier werden auch die kleinen Cafeterias an der Plattenstrasse, am Botanischen Garten und beim Zahnmedizinischen Institut Tag für Tag mit warmem Essen beliefert. Und so ganz nebenbei wird auch das ganze Patisseriesortiment der Cafeterias im Irchel jeden Tag in der eigenen Backstube hergestellt.

Ich staune über den grossen logistischen Einsatz, der dahinter steckt, um alle termingerecht zu versorgen.

Balanceakt mit Tellern

Nach diesem Rundgang durch das Innenleben der Mensa ist es schon viertel vor zwei und so kurz vor Schluss hat sich die Mensa wieder geleert. Endlich Zeit, um meinen eigenen, inzwischen hörbar knurrenden Magen zu füllen.

Nach getaner Arbeit bin ich eingeladen, mit den Angestellten zu speisen und darf mir aus dem heutigen Menüangebot und von der Salatbar etwas zusammenstellen. Gar nicht so einfach, zwei grosse Teller mit Essen auf dem Tablett zu balancieren. «Das ist das Gute daran, hier zu arbeiten. Man kann nehmen, worauf man gerade Appetit hat», sagt Zumsteg.

Im Anschluss werde ich wieder durch endlose unterirdische Gänge, vorbei an den Töpfen und Backöfen, zurück in die Garderobe geführt. Ich schnappe mir meinen Mantel und mache mich gesättigt mit den verschiedensten Eindrücken wieder auf den Weg nach Hause.