Christoph Senn

Sorgenbox

Historische Persönlichkeiten äussern sich zu Studiums-Sorgen. Dieses Mal: Friedrich Schiller.

2. März 2010

Lieber Friedrich

Ich habe Probleme mit den Schweizern. Irgendwie will es mir nicht gelingen, in diese Kultur einzutauchen. Was tun?

Hermann Schmidt

Ein rechter Schütze hilft sich selbst.

Wer frisch umherspäht mit gesunden Sinnen,

Auf Gott vertraut und die gelenke Kraft,

Der ringt sich leicht aus jeder Fahr und Not.

Denn es kann der Frömmste nicht im Frieden bleiben,

wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.

Wo Mensch dem Menschen gegenübersteht,

Zum letzten Mittel, wenn kein andres mehr

Verfangen will, ist ihm das Schwert gegeben.

Drum erheb die freche Stirne, Tyrannei,

Wirf alle Scham hinweg!

Wo’s Not tut, lässt sich alles wagen.

Durch Gewalt will Deutschland sich ertrotzen,

Was es durch freundlich’ Werben nicht erhielt.

Denn das Ziel ist würdig, und der Preis ist gross!

Die Seele blutet mir um Unser Volk.

Ein werter, teurer Gast – Kein bessrer, klügrer Mann

Ist über die Schwelle dieses Bankenlandes je getreten.

Ihr tatet wohl, kein Mensch kann euch drum schelten.

Ihr wart in Straf gefallen, dort wo die Falschheit

Und die Ränke wohnen – musstet euch,

Wie schwer sie war, der Buße schweigend fügen.

Aber was ihr auch Schweres mögt zu leiden haben

Von des Schweizers Geldgier und Verschwiegenheit,

Tragt’s in Geduld! Es kann sich ändern, schnell.

Ein jeder wird besteuert nach Vermögen.

Wenn von Alp zu Alp,

Die Dollarzeichen flammend sich erheben,

Die Bankfestungen der Tyrannen fallen,

In deine Hütte soll der beschämte Schweizer wallen,

Zu deinem Ohr die Freudenkunde tragen,

Und hell in deiner Nacht soll es dir tagen.

Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit,

Und neues Leben blüht von den Ruinen

Aus Stahltresoren und Klammheimlichkeit.

Friedrich Schiller, *10.11.1759 in Marbach †9.5.1805 in Weimar, machte den Schweizer Nationalheld Wilhelm Tell mit seinem Schauspiel «Wilhelm Tell» international bekannt. Es wurde 1804 in Weimar uraufgeführt.