Ist seit 2008 Rektor der Universität Zürich: Andreas Fischer. Tomas Fryscak

Reduit Rektorat

Seit bald einem Jahr im Amt, aber kaum bekannt.

2. März 2010

Wir werfen Rektor Fischer vor, die Medienarbeit zu vernachlässigen und sich im Rektorat zu verstecken. Der Beschuldigte verteidigt sich.

Rektor Fischer, Sie sind schwach in den Medien vertreten, obwohl die Universität zur Zeit im Fokus der Öffentlichkeit steht. Der Tages-Anzeiger schreibt von einer Ausbeutung des Mittelbaus und einem Feudalsystem an Schweizer Hochschulen. Die SVP proklamiert einen deutschen Filz unter den Akademikern und stellt das Berufungssystem in Frage. Der Kantonsrat diskutiert über eine Studiengebührenerhöhung und Studierende protestieren dagegen auf der Strasse. Von Ihnen hört man wenig. Sie vernachlässigen ihre repräsentive Aufgabe und die Medienarbeit.

Sie sind offenbar schlecht informiert. Ich habe in den vergangenen Wochen unzählige Interviews gegeben und mich allen Anfragen bereitwillig gestellt. Richtig ist, dass die Universitätsleitung insofern eine zurückhaltende Strategie verfolgt, als wir Wert darauf legen, dass die Dinge sachlich und ruhig abgehandelt werden. Wenn die SVP auf der Jagd nach Stimmen unsere Berufungspolitik kritisiert und der Universität Zürich einen deutschen Filz vorwirft, müssen wir nicht im gleichen polemischen Ton antworten.

Wir haben eine offene, konsequente Berufungspolitik. Auf Antrag der fakultären Berufungskommissionen sind dabei viele Deutsche, aber auch Angehörige anderer Nationen berufen worden, was einer international hervorragend positionierten Universität gut ansteht. Diese Politik offensiv in den Medien zu verteidigen, ist nicht nötig. Wir stehen dazu und werden auch in Zukunft dieselbe Strategie verfolgen.

Rektor Fischer, Ihre defensive Kommunikationspolitik birgt Risiken. Auf der Suche nach Schlagzeilen wenden sich die Medien nicht nur an polemische Politiker, sondern auch an Professoren, die dann zu unipolitischen Themen Stellung nehmen. Somit überlassen Sie ihnen das Feld und es entsteht ein verzerrtes Bild in der Öffentlichkeit. Ein Beispiel ist Kurt Imhof, der regelmässig gegen die Bolognareform poltert und ein beliebter Interviewpartner der Journalisten ist.

Dieses Risiko gehe ich ein. Ich will und kann nicht verhindern, dass sich Angehörige der Universität zu Wort melden. Das ist auch ihr gutes Recht, denn an der Universität gilt die Meinungsfreiheit. Beispielsweise freute ich mich über die Initiative der Professorinnen und Professoren, welche in einem ganzseitigen Inserat in der Neuen Zürcher Zeitung die Vorwürfe eines deutschen Filzes an der Universität konterten. Einzelpersonen äussern ihre persönliche Meinung. Ich stehe für die ganze Universität, da ist eine gewisse Zurückhaltung geboten. Wo es nötig ist, mache ich die Haltung der Universitätsleitung aber unmissverständlich klar.

Rektor Fischer, durch eine offensive Strategie im Umgang mit den Medien könnten Sie Agenda Setting betreiben und so die Politik und die Öffentlichkeit zum eigenen Nutzen beeinflussen. Das tun Sie aber nicht.

Der mediale Weg kann auch kontraproduktiv sein. Man muss abwägen, bei wem man seine Anliegen platziert und wie man die Entscheidungsträger am besten von seinen Argumenten überzeugt.