Am Morgen des 21. Januars standen die Studierenden vor verschlossenen Türen. PlebsTV

Mit dem Kopf durch die Wand

Die Uni erobert den Pavillon von der Bewegung «Unsere Uni» zurück. Statt auf das Gespräch setzt das Rektorat auf Securitas und Schlossknacker. Derweil formiert sich die Protestbewegung neu.

2. März 2010

In der Nacht zum 21. Januar schlägt das Imperium zurück. Ein Mechaniker wechselt die Schlösser an der Türe zum HIM-Pavillon aus, am frühen Morgen postieren sich Securitas vor dem Eingang. Die verdutzten Mitglieder der Uni-Protestbewegung, die in ihren Räumen arbeiten wollten, können nur den Rückzug antreten. Das Material, welches noch im Pavillon lag, verlagerte die Uni in ein Depot. Später dürfen es die Eigentümer gegen Vorzeigen der ID zurückholen.

Am Mittag des betreffenden Tages organisiert die übertölpelte Protestgruppe «Unsere Uni Zürich» eine Sitzung auf der Polyterasse. Man ist aufgebracht. «Die Uni rammt uns das Messer in den Rücken!», sagt ein Sprecher. Die Uni hat die Studierenden nicht einmal gewarnt.

Fakt ist: Nachdem die Gruppe «Unsere Uni» im November Teile des Uni-Hauptgebäudes besetzt hielt, begnügte sie sich ab dem 2. Dezember mit dem HIM-Pavillon als Protesthaupquartier. Ihre Mitglieder hielten darin Sitzungen ab, diskutierten und lernten, boten Essen an, funktionierten an einigen Abenden den Raum zur Bar um, organisierten Blockseminare mit wohlgesinnten Dozierenden, kurz: Sie scherten sich nicht um Bolognapunkte und taten das, was engagierte Studierende halt so tun.

Gegenbewegung, kein Verein

Offiziell hatte die Uni den Besetzern den Pavillon nur bis zu 15. Januar angeboten, und zwar allein zum Zweck, eine Protestschrift zu verfassen und diese bei der Unileitung einzureichen. Inoffiziell, sagt zumindest «Unsere Uni», habe man ihnen zu verstehen gegeben, dass sie im Pavillon so lange Gastrecht hätten, wie sie darin aktiv seien. Uni-Sprecher Beat Müller bestreitet dies.

Am 15. Januar hielt «Unsere Uni» eine Vollversammlung ab. Haupttraktandum: Sollte man der Weisung der Uni folgen und den Pavillon räumen? Die Versammlung entschied: Nein. Das Angebot der Uni, die Protestbewegung in einen Ve­rein zu korsettieren und sich mit einem Zimmer an der Rämistrasse 62 zufrieden zu geben, lehnte man ab: Eine Gegenbewegung könne man so nicht mehr sein. Für dieses Argument hatte die Uni wenig Verständnis.

Hat die Uni nicht überragiert?

Man habe den Pavillon wieder benötigt, weil man ihn für den Lehrbetrieb im kommenden Semester putzen und einrichten musste, sagt Uni-Sprecher Müller. Nur: Der Lehrbetrieb begann erst einen Monat später. Hat die Uni nicht etwas überreagiert? «Nein», sagt Beat Müller. Wenigstens den Zeitpunkt der Räumung hatte die Uni nicht unklug gewählt. Nach dem ersten Schock gingen alle in die Winterferien.

Nun hirnt die Protest-Gruppe «Unsere Uni» darüber, wie es mit der Bewegung weitergehen soll. Am 17. Februar hielt sie eine Vollversammlung ab. Knapp dreissig Leute kamen. «Wir sammelten Ideen, in welcher Form wir in Zukunft aktiv sein wollen», sagt ein Mitglied der Gruppe. Die Protestbewegung habe sich zu einer stabilen Kerngruppe entwickelt. «Nun überlegen wir uns, wie wir im nächsten Semester wieder 400 Leute für eine Vollversammlung mobilisieren können.» Man sei zuversichtlich, dass dies gelingen werde.