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Chatroulette.com

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2. März 2010

Wie erklärst du einem Primarschüler die Globalisierung? Setz ihn vor den Computer und zeig ihm Chat­roulette! Dazu gibts gleich noch Aufklärungsunterricht über die Anatomie des männlichen Körpers. Aber davon später.

So funktionierts: Webcam aufrichten, Mikrofon anstellen, Ton aufdrehen. Chatroulette.com im Browser eingeben und «Start» drücken. Innert Sekundenbruchteilen erhälst du einen Surfer zugelost, der irgendwo auf dem Globus sitzt. Die überrumpeln Neulinge richtiggehend. Denn im Nullkommanichts chattest, redest, lachst du – oder darfst zuschauen, wie sich einer eine Latte rubbelt. Das tun erstaunlich viele. Immerhin sind es amerikanische, deutsche, und chinesiche Latten. Noch nie hatten Exhibitionisten die Möglichkeit, ihr bestes Stück in solcher Kadenz zu präsentieren. Wem das auf den Sack geht, der drückt eben «Report» und klickt so den Wichser weg. Dann gibts hoffentlich wieder einen netten User.

Das Kernstück von Chatroulette ist der «Next»-Button. Gefällt dir der ernst starrende Japaner nicht, klickst du ihn weg und kriegst sofort den nächsten, zum Beispiel einen Brasilianer. Das macht süchtig. Denn die Gegenüber torkeln besoffen vor der Kamera, einige geben sich ernsthaft und möchten dich kennen lernen, plötzlich singt einer selbst gedichtete Lieder vor, viele verkleiden sich oder schreiben nette Schildchen. Das ist auch schon alles, macht aber einen Höllenspass!

Der Gründer von Chatroulette ist der 17-jährige Russe Andrey Ternovskiy. Er habe das aus Spass programmiert, sagte er gegenüber der New York Times. Geld verdient er keines. Er ist stolz darauf, dass die Seite mittlerweile so viele Benutzer hat (zu Spitzenzeiten gegen die 30’000) und weltweit bekannt ist, denn er hat sie ursprünglich nur für sich und seine Freunde online gestellt. Dass einige Leute «use the site in not very nice ways» – ihr wisst schon – da ist er «really against it».

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Mikrofon einschalten, Kamera aufrichten, los gehts!